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Thema: 11D knistert

Obwohl ich jetzt seit schon seit zwei Jahren zufrieden einen 11BL fahre, den ich zuvor etwa vier Jahr lang restauriert habe, wende ich mich hier zum ersten Mal an die Traction Schraubergemeinschaft mit der Bitte um Hilfe, denn irgendwie bin ich mit meinem Latein am Ende.

In letzter Zeit vernehme ich aus dem Motor eine Art Knistern wie wenn Funken überschlagen. Es kommt m.E. aber aus dem vorderen Bereich des Motors (11D). Meine Diagnose wird dadurch erschwert, dass es erst bei höheren Drehzahlen und besonders bei Lastwechsel, also Gasgeben, bzw. -Wegnahme auftritt. Merkwürdig ist, dass es über längere Zeit verschwunden sein kann und dann plötzlich wieder langsam ansteigend auftritt. Bei warmer Witterung ist es dann, wenn es auftritt, besonders heftig, insbesondere wenn man den warmen Motor mal für 10 Min abstellt und dann wieder startet. Beschreibungen im Internet über Hochgeschwindigkeits-, bzw. Beschleunigungsklopfen haben mich doch jetzt sehr beunruhigt. Alle Versuche, wie Ventilreiniger im Tank, Zündung auf später stellen, Kerzen wechseln, Kipphebel und Achse neu, Ventile optimal eingestellt etc. haben bisher nicht durchgreifend geholfen.  Der Zylinderkopf ist mit der Restauration neu gemacht worden, einschließlich Planschleifen. Die Kompressionswerte sind einheitlich etwa gleich bei um die 1:7.  Ein Motorexperte hat mir zudem erzählt, dass es auftreten kann, wenn beim Planschleifen zuviel Material entfernt wurde und die Kommpression insgesamt verändert wurde !?! Hat jemand das Problem auch schon mal gehabt und kann mir helfen? Komme aus dem Raum Osnabrück und hab auch ein Handy: 01604728957

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Re: 11D knistert

Guten Tag ReFl,

willkommen im Forum; Deine präzisen Aufzählungen sind sicher eine Antwort wert, auch wenn ich Dir nicht direkt helfen kann beim Auflösen des Rätsels.

Du schreibst:

>>>Beschreibungen im Internet über Hochgeschwindigkeits-, bzw. Beschleunigungsklopfen haben mich doch jetzt sehr beunruhigt.<<<
___Da kann ich Dich beruhigen. Beschleunigungsklingeln ist sofort feststellbar, da es nur beim deutlichen Beschleunigen auftritt, sonst nie. Das ist bei Dir somit nicht der Fall.

High-speed-knocking tritt auf bei zu heißen Kerzen, zuviel Frühzündung, zu magerers Vollgasgemisch. Auch hier hast Du bereits alles unternommen. Praktisch ist bei unseren Traction ganz besonders, dass zum Austesten während der Fahrt der Zündzeitpunkt verändert weerden kann

>>>Ventilreiniger im Tank
___Ich benutze den vom LM, der putzt eventuelle Ölkohle, die zum Vorzünden führen könnte, sicher weg.

>>>Kipphebel und Achse neu, Ventile optimal eingestellt
___Somit sollte bei korrekter Durchführung ein mechanischer Fehler nicht vorhanden sein?

>>>Die Kompressionswerte sind einheitlich etwa gleich bei um die 1:7.
___Hier ist wohl ein Fehler. Die Angabe 1 : 7 ist das Kompressionsverhältnis, nicht der Kompressionsdruck! Ein Kompressionsdruck von 7 bar wäre ein mittlerer Wert. Vollständig überholte und eingelaufene Motoren kommen bis an 9 heran.

>>>Ein Motorexperte hat mir zudem erzählt, dass es auftreten kann, wenn beim Planschleifen zuviel Material entfernt wurde und die Kommpression insgesamt verändert wurde !?!
___Da hat der Experte nicht mitgedacht. Unsere Motoren haben ein so geringes Verdichtungsverhältnis/geringe Kompressionsdrücke, dass sie auch beim Vielvielvielplanschleifen nicht in den Bereich kommen, wo die Kraftstoffoktanzahl unzureichend wird und der Motor dadurch klingelt.

Soweit zu Deinen Ausführungen.

Anbei so ein paar Gedanken von mir zu dem mysteriösen Knistern:
Vielleicht schlagen wirklich Funken über? Beim Beschleunigen und hoher Leistungsanforderung wird das Dilektrikum dichter, der Widerstand der Funkenstrecke steigt und dann suchen sich die Funken gerne einen anderen, leichtern Weg. Dafür spricht auch, dass es nach dem Heißstart auftritt. Da ist das Gemisch anfangs immer besonders mager, auch dadurch erhöht sich der Widerstand zwischen den Kerzenpolen. Bei Dunkelheit den Motorraum beobachten und mit einer Sprühflasche Wasser über die Zündanlage nebeln. (Bei mir schlugen dann beispielsweise Funken zum Schaltgestänge hoch. Das habe ich daraufhin dort mit dickem Schrumpfschlauch isoliert.)

Oder rein mechanisch? Ich hatte an meinem immer wieder ein typisches Quitschen gehört, wie es bei trocken laufenden Lagern auftreten kann. Lima nachgekuckt, Wasserpumpe gefettet, Keilriemen verdächtig, nichts gefunden, dennoch trat dieses helle Zirpen immer wieder auf. Und auch immer nur, wenn ich die Nase nicht unter die Haube steckte. Die zufällige Lösung war einfach lächerlich. Die Kühlermaske wurde beim Schließen der Motorhaube ein paar mm nach unten gedrück und hatte dann unten an der Spitze leichten Kontakt innen mit der Stosstangen. Und die Vibrationen scheuerten dann gelegentlich und es zirpste und mich machte das vermutlich bald endende Lager verrückt ...

Viel Erfolg bei der Suche!

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Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: 11D knistert

Ein beunruhigendes Geräusch hatte ich mal, auch im vorderen Teil des Motors. Es stellte sich dann als ein etwas zu loses Starterritzel des Anlassers, das ein bißchen mit den Schwungradzähnen tändelte.

Die Fringsschen Ausführungen finde ich übrigens mal wieder höchst löblich und lehrreich. (Benutzt noch jemand LM Ventilsauber? Und: wie regelmäßig? Die Anweisung sagt natürlich: jedesmal beim Tanken.)

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Re: 11D knistert

Hallo, 11 CV Freunde,
ich habe meine Zündkerzen dort wo das Zündkabel hineingeht mit speziellen Gummi- manschetten zum Zylinderkopf abgedichtet. Das soll einen Funkenüberschlag zum Kopf verhindern. Sollte es also zu einem solchen kommen, hilft das vielleicht. Ich würde auch auf jeden Fall versuchen dieses "Knistern" bei offener Motorhaube zu ermitteln. Als Hörrohr eignet sich ein dicker Schraubendreher mit durchgehender Seele. Einfach auf das zu untersuchende Motorteil aufsetzen und das Ohr auf das Griffstück legen. Erstaunlich vielseitige Geräusche lassen sich so ermitteln.
Aber bei laufendem Motor aufpassen und nicht in die Nähe des Kühlerpropellers kommen. Tut bestimmt mächtig weh.
Grüße aus Hamburg

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Re: 11D knistert

Zunächst vielen Dank für die sehr umfassenden Antworten und Teilnahme, insbesondere von W.Frings zu meinem Problem. Um es vorweg zu nehmen, leider knistert es immer noch. Habe am Wochenende etwas Zeit gefunden das Problem weiter wie folgt einzugrenzen: bin schon förmlich unter die Haube gekrochen (passe eigentlich aber gar nicht rein ;-) ) und würde das Knistern jetzt doch mehr weiter vorne, also außerhalb des Motors sehen. Hab deshalb Keilriemen, Lichtmaschine, Heizungstrichter am Kühler und Deckel Schaltkulisse auf Kupplungsglocke ausgebaut, um Vibrationen auszuschließen.  Auch die Zündkabel und übrige Leitungen habe ich kontrolliert / neu ausgerichtet, obwohl ich denke, dass das Knistern zu laut ist, um elektrischen Ursprungs zu sein. Lass ich den Motor so laufen, knistert es nach wie vor wie unten beschrieben. 
Ich meine aber bei Ausbau des Keilriemens beobachtet zu haben, dass es etwas weniger geworden sein könnte, und habe deshalb den Gedanken, dass es evtl. das Lager der Nockenwelle sein könnte. Bin mir aber absolut nicht sicher. Ein weiterer Gedanke ist, dass es ggf. eine gebrochene Feder des Kupplungsautomaten sein könnte, die in der Glocke rumschlägt, obwohl ich eine neue Kupplung verbaut habe.  Habe jetzt vor, mir ein Motorstethoskop zuzulegen um weiter lokalisieren zu können. Mit einem Schraubenzieher kappt das bei mir nicht so recht.

Über meine weiteren Erfahrungen werde ich an dieser Stelle berichten wollen, würde mich aber sehr freuen, wenn ich den einen oder anderen Tip bekommen würde. Noch bin ich fest entschlossen das Knistern irgendwie wegzukriegen.
Danke und Gruss

Reinhard Fleddermann