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Thema: Bremsen überholen

Hallo Leute,

ich fange so langsam an, meinen Neuerwerb zu restaurieren und habe jetzt mit dem Kühler und den Bremsen angefangen. Bei den voderen Bremsen habe ich die Trommeln abgezogen, was mit dem vom Vorbesitzer angefertigten Abzieher recht einfach ging.
Hiernach fiel mir folgendes auf:
Die Bremsbeläge sehen neu aus. Allerdings sind die nach hinten weisenden Bremsbacken nur zur Hälfte mit einem Belag versehen.              Es liegt augenscheinlich keine Undichtigkeit im Bereich der Radbremszylinder vor. Das innere der Bremse ist völlig trocken.
Der Schlauch des Bremsflüssigkeitsbehälters aus Glas, der sich im Motorraum befindet, war völlig porös.
Hierzu meine Fragen:
Gibt es den Schlauch für den Glasbehälter auch einzeln?
Ist das richtig, dass der hintere Bremsbacken nur zur Hälfte belegt ist?
Sollte man die Radbremszylinder auf jeden Fall ausbauen, auch wenn keine Undichtigkeit erkennbar ist? Die Bremsschläuche werde ich rundum auf jeden Fall erneuern.
Ich denke, dass ich noch viele Fragen haben werde und dass die von heute nur ein kleiner Anfang sind. Für hilfreiche Antworten wäre ich sehr dankbar.

Gruß
Volker

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Re: Bremsen überholen

Hallo Volker,
die halb belegten Bremsplatten auf einer Seite jeden Rades sind richtig. Wenn augenscheinlich alles dicht ist, kann man sich ein Zerlegen der Radbremszylinder sparen. Zerlegen würde ich jedoch alle Bremsbacken und würde die laufenden Teile (Gleitlager, Auflagen an dem Radbremszylinder und Hebelweg des Handbremshebels mit Kupferpaste anbschmieren). Sollten die Bremsbeläge hart sein, würde ich auch diese durch neu, geklebte ersetzen. (Es gibt Firmen welche die Beläge aufkleben können, in Hamburg Firma Grosse).
Alle Bremsschläuch erneuern ist ein sehr gute Idee. Versuche für die Hinterachse einen etwas längeren Bremsschlauch zu bekommen. Er sollte im eingebauten Zustand die Form einer Schnecke haben (sich einmal um sich selbst drehen- Kreis bilden). Das hat beim Aufbocken des Fahrzeuges den Vorteil, das der Bremsschlauch nicht das Gewicht der Hinterachse aushalten muss, wenn man den Wagen nicht auf den vorgesehenen Auflagen der Hinterachse sondern auf dem Schweller aufbocken muss. Für den Bremsflüssigkeitsbehälter auf jeden Fall Schlauchmaterial verwenden, welches für Bremsflüssigkeit geeeignet ist. Normales Gummi quillt auf und wird an den Anschlüssen in kürzester Zeit undicht.
Vergiss auch nicht die Trommeln ausdrehen zu lassen, sollten diese Riefen aufweisen.
Grüße aus Hamburg, Jörg Vowe

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Re: Bremsen überholen

Wenn die Bremse zuvor funktionierte und dicht ist könntest Du Dir unter Umständen eine Überholung sparen. In dem Fall sehe ich keinen Grund die Bremse teilweise zu zerlegen. Dabei verstellst Du unter Umständen die unteren Excenter und so kommt dann eins zum anderen. Du könntest aber -wenn die Trommeln schon gerade ab sind- etwas Hochtemperaturfett an den entsprechenden Stellen verteilen. Für die Drehpunkte ein Innenlagerfett (kriecht mit Lösungsmittel und sollte dann drinnen bleiben) SPARSAM anwenden. Überschüsse sorgfältig entfernen. Pruf mal ob die Drehpunkte spielfrei sind und ob der Belagträger auf der Excenterbuchse dreht (richtig) oder Excenterbuchse auf dem Bolzen (falsch). Wenn alles ok: wieder zusammenbauen und bei einer Probefahrt den Bremsenprüfstand anpeilen. Falls erfoderlich kannst Du die Bremse dann immer noch überholen. Wenn Du aber jetzt anfängst die Bremse zu zerlegen, dann empfehle ich Dir gleich eine komplette Überholung. Neue Radbremszylinder mit Dot5 sind meine Empfehlung, nachdem mir unter DOT4 auch neue Bremszylinder undicht geworden sind (die einhergehende Korrosion unter DOT4 setzt bei geringsten Undichtugkeiten sofort einen Teufelskreis aus Rost und zunehmenden Leckagen in Gang)

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Re: Bremsen überholen

Hallo Volker,
es ist richtig, dass die jeweils hinteren Bremsbacken bei der Traction nur zur Hälfte belegt sind. Einen plausiblen Grund (ausser Materialersparnis) hat mir allerdings noch niemand nennen können. Aus der Überlegung heraus, dass bei einer unrunden Bremstrommel bei einem kleinen Belag jeder Schlag zu spüren ist, dass aber bei einem theoretischen Belage der über 360 Grad geht, ein Schlag sich gar nicht auswirken kann, habe ich schon vor Jahren bei meinem 11-er alle Beläge voll belegen lassen. Ich habe keinerlei negative Auswirkungen feststellen können. Meiner Meinung nach hat sich die Neigung für Schläge verringert, aber dies könnte auch daran gelegen haben, dass ich die unteren Exzenter sehr sorgfältig eingestellt habe.
Ich rate vom Ausdrehen der Trommel ab, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Mit jedem Zehntel mm, um den man die Wandstärke reduziert, steigt die Neigung der Trommel, sich zu verziehen. Bei leichten Riefen passt sich einfach der Belag an.
Wichtig scheint mir, dass die auf- und ablaufenden Kanten mit einer Feile gebrochen werden. Früher machten die Firmen, welche Bremsbeläge aufzogen, dies selbst, heute scheint dieses Wissen verloren gegangen zu sein. Ich bin überzeugt, dass eine Bremse ohne angeschrägte Beläge eher zum Quietschen neigt, weil sie weniger progressiv greift.
Wenn die Trommel schon offen ist, würde ich - nicht zuletzt auf Grund der Erfahrungen bei den Reparatur- und Servicekursen - die Zylinder zerlegen, reinigen und mit ATE blauer Bremspaste ausstreichen.
Siehe dazu den Bericht auf der CTAC-Homepage:
www.tractionavant.ch/Berichte/Technik/bremsen/wartung.php
Daniel Eberli

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Re: Bremsen überholen

Danke für die Tips.
Leider sieht es doch schlimmer aus, als zunächst angenommen. Bei einem Blick unter die Dichtmanschetten sah ich eine rostbraune Brühe. Ich habe daraufhin sämtliche Radbremszylinder ausgebaut. Alle sind fest und bewegen sich keinen Millimeter. Ich werde mir neue bestellen. Nach dem Ausbau der Radbremszylinder habe ich dann die Bremsbacken auf Leichtgägigkeit geprüft. Die vorderen beiden und die hinten links gehen ganz leicht. Die rechten Bremsbacken gehen nur ganz schwer zu bewegen, meine Versuche sie leichtgängig zu machen hatten nur sehr eingeschränkt Erfolg. Ich habe den Eindruck, dass die beiden unteren Kronenmuttern stärker angezogen sind als die auf der anderen Seite.
Nun meine Frage: Besteht die Gefahr, dass ich die Exenter verstelle, wenn ich nur die Kronenmuttern ein kleines Stück löse?
Gruß
Volker

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Re: Bremsen überholen

Hallo Volker,

beim Lösen der Kronenmutter 438307 kann sich durchaus der Exzenter verstellen, trotz der Unterlegscheibe 438608. Du kannst aber, wenn Du das Spezialwerkzeug nicht hast,  mit einer Zange die in den Exzenter eingreifende Scheibe 438511 festhalten und dann die Kronenmutter lösen.

Ein festeres Anziehen der Kronenmutter führt - bei original belassenen Teilen - nicht zu einem schwergängigeren Belagträger, da die Kronenmutter mit ihrer Scheibe 438608 auf die Scheibe 438511 drückt, die dann wiederum den Exzenter gegen die Bremsankerplatte festdrückt. Wenn Du die Bremse hydraulisch schon zerlegt hast, solltest Du auch unbedingt den Rest, also die Bremsbelagträger und die Exzenter, demontieren, alles gründlich reinigen, Grate entfernen und neu dünn fetten. Die Stellung der Exzenter kannst Du leicht markieren, oder Du leihst Dir ein Zentrierwerkzeug, dann stellst Du hinterher neu ein.

Winklige Grüße, Ulli

Winklige Grüße,
Ulli

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Re: Bremsen überholen

Hallo miteinander.

Daniel schreibt: <<<es ist richtig, dass die jeweils hinteren Bremsbacken bei der Traction nur zur Hälfte belegt sind. Einen plausiblen Grund (ausser Materialersparnis) hat mir allerdings noch niemand nennen können. >>>

Ja, das ist in der Tat merkwürdig. Normalerweise ist bei einer Simplexbremse, bei der beide Backen einen festen Drehpunkt haben, die vordere Backe kürzer und in Ablaufrichtung versetzt montiert.

Das dient der Selbstverstärkung, weil a) der Anpressdruck des kleineren Belages pro cm² Bremsfläche deutlich höher ist, dies b) vom längeren Kraftarm verstärkt wird und somit die Resultierende von Radialkraft und Reibungskraft die Bremsbacke stärker auflaufen lässt; es tritt die sogenannte Selbsthemmung ein.

Beim Traction ist dies genau umgekehrt. Die Selbstverstärkung der Bremswirkung ergibt sich hier nur bei Rückwärtsfahrt.

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Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Bremsen überholen

Hallo Werner,

bitte sei mir nicht böse, aber wenn ich Deine Theorie richtig verstanden habe, ist sie m. E. leider falsch, und der verkürzte Belag an der unteren Backe hat sehr wohl einen Sinn.

Also: Die Selbstverstärkung (Servowirkung) einer Bremsbacke entsteht immer dann, wenn sich die Reibfläche der Trommel vom Bremszylinder in Richtung Festlager bewegt. Denn die am Belag angreifenden Reibkraft verursacht dann ein Drehmoment um den Drehpunkt, welches dieselbe Drehrichtung hat, wie das vom Bremszylinder verursachte Moment. Die Drehmomente addieren sich, also wird die Bremskraft dieser Backe unterm Strich verstärkt, was ja auch erwünscht ist.

Bei der unteren Traction-Bremsbacke ist der Effekt genau umgekehrt, denn das Drehmoment der Reibkraft um den Drehpunkt wirkt genau anders herum wie das Moment des Bremszylinders und reduziert somit die Bremswirkung.

Um diesen unerwünschte Verlust der Bremskraft der unteren Backe zu reduzieren, wurde der Belag gekürzt und ganz zum Drehpunkt hin versetzt. Denn dadurch ändert sich die Richtung der resultierenden Reibkraft dieser Backe so, dass sie einen geringeren Hebelarm zu Drehpunkt und somit auch ein geringeres Moment bewirkt.

Alles klar? Schöne Grüße, Ferdi

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Re: Bremsen überholen

Tach Ferdi,

danke für Deine interessante Antwort. Teilweise bin ich auch mit dieser Theorie nicht stimmig. (Mit meiner natürlich auch nicht, denn dieser Aufwand nur für gelegentliche Rückwärtsfahrt wäre unlogisch.)

Du schreibst:
<<<Also: Die Selbstverstärkung (Servowirkung) einer Bremsbacke entsteht immer dann, wenn sich die Reibfläche der Trommel vom Bremszylinder in Richtung Festlager bewegt. Denn die am Belag angreifenden Reibkraft verursacht dann ein Drehmoment um den Drehpunkt, welches dieselbe Drehrichtung hat, wie das vom Bremszylinder verursachte Moment.>>>

___Das stimmt. Aber eine Servobremse hat schwimmend gelagerte Bremsbeläge, unser Traction hingegen nur eine Simplexbremse mit fix gelagerten Drehpunkten.


<<<Bei der unteren Traction-Bremsbacke ist der Effekt genau umgekehrt, denn das Drehmoment der Reibkraft um den Drehpunkt wirkt genau anders herum wie das Moment des Bremszylinders und reduziert somit die Bremswirkung.>>>

___Ja, stimmig.

<<<Um diesen unerwünschte Verlust der Bremskraft der unteren Backe zu reduzieren, wurde der Belag gekürzt und ganz zum Drehpunkt hin versetzt. Denn dadurch ändert sich die Richtung der resultierenden Reibkraft dieser Backe so, dass sie einen geringeren Hebelarm zu Drehpunkt und somit auch ein geringeres Moment bewirkt.>>>

___Geometrisch betrachtet richtig. Aber der Anlaufpunkt des hinteren Belages liegt nicht auflaufend am unteren Belagsbeginn, da der dortige Drehpunkt fixiert ist. Das Anlaufen des Belages beginnt ablaufend erst oben an dessen Ende. Somit wirkt die Reibkraft gegen den Bremskolben- bzw. Pedaldruck.

Wäre diese Bremse bezüglich der Drehrichtung sinngemäß andersherum montiert, wäre die Sache sonnenklar.

Ich habe noch eine alte Schwarte von ATE von Mitte der 60-er Jahre. Muß ich mich wohl nochmal tief in das Bremsbackenverwirre vertiefen.

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Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Bremsen überholen

Hallo Werner,

nur noch mal zu den Begrifflichkeiten:
Die Traction-Bremse mit nur einem Zylinder und nur einer selbstverstärkenden, nämlich der auflaufenden Backe ist deswegen eine „Simplex“-Bremse.
Bei einer „Servo“-Bremse wird die erhöhte Kraft der selbstverstärkenden Backe über die Gleitlagerung an die andere Backe weitergeleitet. Die auflaufende „hilft“ der ablaufenden Backe, daher „Servo“-Bremse.
Entsprechend eine „Duplex“-Bremse mit zwei Zylindern und zwei selbstverstärkenden Backen.

Außerdem: Was Du mit Anlaufpunkt und Ablaufpunkt meinst, versteh ich nun wiederum nicht. Die resultierende Reibkraft greift tangential und irgendwo in der dem Drehpunkt näher liegenden Belaghälfte an.

Schöne Grüße, Ferdi

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Re: Bremsen überholen

... Ich habe bisher angenommen, daß bei den Légère- und Normale die Vorderachsbremse ein bißchen "schwächer" dimensioniert ist, und die Commerciale/Familiale- Modelle infolge des höheren Gewichtes den vollen Bremsbelag haben.
Damit soll verhindert werden, daß die Vorderachse bei den "Leichten" im Verhältnis zur Hinterachse überbremst wird.
Das ist aber bloß 'ne Theorie...?

Jedenfalls bremst die Anlage supergut- die Tüff-Onkel sind immer sehr positiv überrascht von der Wirkung und Dosierbarkeit...! :o)

Salut   Rolf

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Re: Bremsen überholen

Hallo Simplex-Backenbremser.

Diese dubios positionierte Bremsbacke hat mir keine Ruhe gegeben, und daher habe ich alte Kfz-Literatur wie Kfz-Peter aus den 40-ern, Europa Lehrmittel von 1956 und ATE-Bemsenservice tiefgehend studiert. Ich komme - wohlgemerkt: meine persönliche Meinung - zu folgender Möglichkeit der Traction-Bremse:

1) Die Sekundärbremsbacke mit dem kurzen Belag ist in dieser Konfiguration nicht selbstverstärkend. Dafür spricht u. a., dass Teves bei den Kurzbelägen angibt, dass dieses (in Beitrag 9 abgebildete)  Prinzip nur dann eine Selbstverstärkung bewirkt, wenn der kurze Teil des Backenbelages immer vorne und zurückliegend zur ("auf")laufenden Trommel steht. Da es beim Traction umgekehrt ist, wird somit im Gegenteil eine absichtliche Abschwächung bewirkt.

2) Es ist auffällig, dass  der Traction - dafür dass er bereits hydraulische Betätigung hatte -  ungewöhnlich große Bremstrommeln hat. Im Vergleich dazu haben spätere Fahrzeuge mit hydraulischen Backenbremsen deutlich kleinere Durchmesser. Da es damals nur recht wenig Erfahrung gab, war es vielleicht so, dass diese Bremsen, wenn beide Backen selbstverstärkend auflaufend liefen, zum zu frühen Blockieren neigten? (Zumal der Traction wegen der selbsttragenden Karosserie verhältnismäßig leicht war.) Um das zu verhindern, wurde die ablaufende Halbbacke deswegen im Serieneinfluß bewußt als nichtverstärkend gebaut.

3) Dass dann tatsächlich im Verhältnis zur Primärbacke nur ein etwa halbgroßer Sekundärbelag montiert wurde, könnte mit dem Ziel nach gleichmäßigerem Belagverschleiß erklärt werden. Der selbstverstärkende Belag verschleißt immer deutlich stärker als der sich nicht verstärkende. Damals war es durchaus üblich, ggf. nur eine einzelne Backe auszutauschen, wenn die anderen noch gut genug waren. Was posthum nicht nur dann zu Problemen bei der Zentrierung führte, wenn der neue Belag eingelaufen war, sondern auch zu letztendlich zu unausgewogener Gleichmäßigkeit führte.

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Bremsen überholen

Hallo Werner,

ich versuch’s noch mal:
Eine Sekundärbacke ist - weil ablaufend - prinzipiell nicht selbstverstärkend, sondern immer gewissermaßen „selbstschwächend“, und zwar ganz unabhängig von der Belaglänge, denn das Reibkraftmoment wirkt dem Bremszylindermoment immer entgegen. Die Verkürzung des Belages in Richtung Drehpunkt reduziert nur ein wenig diese „Selbstschwächung“.

Gruß, Ferdi

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Re: Bremsen überholen

Tach Ferdi,

ja klar, sehe ich im Prinzip doch ebenso wie Du. Deine Feststellung <<<Die Verkürzung des Belages in Richtung Drehpunkt reduziert nur ein wenig diese „Selbstschwächung".>>> bestätigt mich.

Lassen wir einmal die vielleicht mißverständlichen Begriffe "Servo", "verstärkend", etc. außen vor.

Es geht primär darum, warum beim Traction der sekundärseitige Kurzbelag so ausgelegt ist, dass von den beiden Möglichkeiten - mehr oder weniger Bremswirkung zu erzeugen - die Variante mit der geringeren Bremskraft gewählt wurde. Das ist das Ungewöhnliche an dieser Konstruktion.

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Bremsen überholen

Aber Werner! Es ist doch genau umgekehrt.

So wie bei der Traction der sekundäre Belag ausgelegt ist, ergibt sich unterm Strich eine BESSERE Bremswirkung, denn die Selbstschwächung (die bei ablaufenden Backen IMMER auftritt), wird dadurch kleiner.

Habe Dir noch mal eine Skizze angefügt, aber besser weiß ich es jetzt auch nicht mehr zu erklären.

Seufz, Ferdi

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Re: Bremsen überholen

Und vollständigkeitshalber nochmal das komplette Momentenschaubild.
Gruß, Ferdi

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Re: Bremsen überholen

Ähm... Ferdi... das sieht aber echt seltsam aus, mit Deiner "großer/kleiner Hebel"- Geschichte... kopfkratz...

Da bist Du bestimmt auf dem Holzweg- die Tangente kannste ja theoretisch überall anlegen (weil der Belag ja auf dem gesamten Umfang trägt), auch ganz oben beim Bremskolben, und dann hättest Du ja einen Megamonster-Hebel...

Das Ding mit der "auflaufenden/selbstverstärkenden" und der "ablaufenden/selbstschwächenden" Backe muß man sich so vorstellen:
Nimm eine richtig schwer beladene Schubkarre und los geht 's auf ordentlich holperigem Untergrund.
Schieb das Ding mal... das ist die auflaufende Backe.
Und jetzt zieh sie... ablaufende Backe.

Was geht wohl einfacher?

Die Gewichtskraft entspricht der hydraulischen Anpreßkraft und ist in beiden Fällen gleich.

Deine Hände sind der Drehpunkt, und die Karre(Bremsbacke)  mußt Du mit deutlich mehr Schmackes über den Grund (Bremstrommel) schieben, als wenn Du ziehst.

Karre geschoben= größerer Schiebewiderstand= bessere Bremswirkung!

Selbstverstärkung- da haben wir sie... :o)

Salut   Rolf

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Re: Bremsen überholen

Hallo Rolf, nix da mit Holzweg!

Der Reibkraftvektor in o. g. Skizze ist die Resultierende, also die Summe aller unendlich vielen, kleinen Reibkraftvektoren, welche in der Tat auf der ganzen Belaglänge an allen Punkten tangential angreifen.
Ebenso ist der Normalkraftvektor der Skizze die Resunltierende aller Normalkräfte, die überall am Belag radial angreifen.
Normalkraft mal Reibungskoeffizient ergibt die Reibkraft.
Die Größe der Reibkraft schließlich ist entscheidend für die Bremswirkung.

Jetzt alles klar?

Salut, Ferdi

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Re: Bremsen überholen

Äh- nein...

Du hast da so den ingenieursmäßigen Durchblick, da komme ich nicht ganz hinterher...

Hab' ja nur 'nen abgebrochenen Sonderschulabschluß, quasi... ;o)

Macht aber nix- wir sollten das vielleicht mal anläßlich eines Treffens bei einem Weinchen oder Hopfenkaltschale tiefgreifender erörtern... :o)

Salut  Rolf

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Re: Bremsen überholen

Hallo,

ich belege meinen 11er seit 1982 mit Bremsbelag-Meterware und das so lang als möglich. Noch nie habe ich einen "halben" Belag aufgenietet. Ich denke die Bremsbelagfläche spielt auch eine erhebliche Rolle - mehr Reibfläche -> mehr Bremswirkung ... denke ich zu behaupten. Meine Hinterrädchen blockieren noch bei Tempo 40 beim beherzten Ziehen der Handbremse.
Einziger Nachteil beim meinem 11er - beim Rückwärtsfahren kann es ab und zu vorkommen, daß selbst auch bei sanftestem Bremsen sich der Asphalt schwarz färbt (auflaufende Bremsbacke).

Gruß
Wolfgang Fritz

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Re: Bremsen überholen

Schönes analoges Thema!

Die Kraft mit welcher der Belag auf die Trommel drückt wäre ja über eine hydraulische Dosierung leicht machbar.
Je größer der Kolben im Bremszylinder desto mehr Kraft.

Wenn man aber den Belag klein hält, kann die Trommel die entstehende Wärme besser abgeben?

Gruß

Michael

22 Zuletzt bearbeitet von Pepe (05.09.2011 00:30)

Re: Bremsen überholen

Ich muss Ferdis Kraftdiagramm widersprechen und bestätige die Theorie von Werner. Der vordere Belag ist bei Vorwärtsfahrt selbstverstärkend und der hintere abschwächend. Siehe angefügtes Schaubild: Die Reibkraft entlang der Belagsfläche lässt sich durch viele kleine Tangentialkräfte darstellen. Die resultierende Kraft ergibt sich, wenn man alle diese Kraftvektoren entlang der Belagfläche aneinanderlegt (praktischerweise hier im Schaubild schon gegeben) und einen Kraftpfeil vom Beginn des ersten Pfeil zur Spitze des letzten legt. Der Hebelarm für die Darstellung des resultiernden Drehmoments auf den Belagträger geht durch den Drehpunkt der Belagträger und muss senkrecht zum Kraftpfeil liegen (die Kraftpfeile dürfen entlang ihrer Kraftrichtung verschoben werden). Daraus ergibt sich das Drehmoment M. Für den vorderen Belag bedeutet die resultierende Drehrichtung eine Selbstverstärkung, für den hinteren eine Abschwächung der Druckkraft.

Soweit so schön. Beim Rückwärtsfahren dreht sich der Effekt jedoch um. Die hintere Belag ist nun selbstverstärkend. Nun packt eine Bremse beim Rückwärtsfahren im ersten Moment aufgrund der ausgerichteten Oberflächenstruktur des Reibpaares wiederhakenmäßig stärker. Dadurch steigt die Reibkraft und infolgedessen auch der Anpressdruck-was wiederum zu einem Ansteigenen der Reibkraft führt und den Anpressdruck wiederum verstärkt. Das Nachlassen des Bremspedals bewirkt in diesem Moment keine Reibverminderung mehr, der Belag hat sich quasi verkanntet. Dies führt offensichtlich zu dem von Wolfgang beschriebenen Effekt: einem schlagartigen Blockieren beim rückwärtigen Bremsen. Der kleinere Belag verhindert wohl diesen Teufelskreislauf einer autarkern Selbstverstärkung (wahrscheinlich genau dann, wenn die Federkraft größer ist als die aus dem Selbstverstärkungseffekt resultierende Kraft).

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Re: Bremsen überholen

Wem das alles zu wirr war: 

Wähl hinten kleine Beläge, sonst blockieren Deine Räder beim rückwärts-bremsen.

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Re: Bremsen überholen

Tja wenn ihr schlauer seit als die techniker bei citroën dann macht es halt anders als das werk es tat.
Denn rest verkneife ich mir. Fürchterliches halb-/besserwisser geschreibe.  Die reparaturbücher und ersatzteilkataloge haben die damals wahrscheinlich aus purer langeweile und als geldentsorgung herausgegeben.

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Re: Bremsen überholen

Daher habe ich auch stumpf akzeptiert, dass der Belag hinten kürzer ist und so belassen. Vor allen Dingen, nachdem ich gesehen habe, dass es im Rep-Buch auch so gezeichnet ist. 

Is wie beim PC: Default-Einstellungen belassen, es sei denn, man weiß, was man tut.