1

Thema: Selbstheilungskräfte der Technik?

Liebe Leute,

es ist sonderbar: Als ich unlängst über Frankreich nach Cornwall gefahren bin, und jetzt wieder bei einer Fahrt von Kassel ins Wendland, trat das Phänomen auf, daß der Wagen mal 200 bis 500 km unwahrscheinlich gut fährt, prächtig am Gas hängt und bei mäßigem Verbrauch auch steilere Hügel im 3. schafft. Dann aber, immer wieder, für die nächsten 200 bis 500 km, fehlt es ein bißchen an Durchzug in den Mitten, der Motor klingt etwas rauh, der Wagen ruckelt sogar gelegentlich ein wenig. Vor 150 km war so eine Phase mal wieder (wie immer einfach so, mitten in der Fahrt) vorbei, und die Traction läuft gerade, daß es eine Lust ist. Aber was, zum Kuckuck, ist der Grund?

Der Zündverteiler ist recht neu und gut eingestellt, der Filz ist geölt.
Der Zündzeitpunkt stimmt.
Das Benzin kommt fröhlich geflossen, alle 4 Filter (der im Tank, der in der Pumpe, ein separater Glasfilter danach und der im Vergaser) sind blitzsauber. Der Tankdeckel schließt nicht hermetisch. Die Leitungen ziehen nirgends Luft.
Die Hauptdüse ist durchgepustet. Die Drosselklappenwelle ist dicht.
Die Zündkabel sind einwandfrei und schlau verlegt. Die Zündspule und die Kerzen sind neu, das Kerzenbild optimal.

Hat jemand einen Tip? Kennt jemand das Phänomen?

Herzlich grüßt Friedrich

2

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Tach Friedrich.

Spontan fällt mir das jeweils getankte unterschiedliche Beinzin ein?

Ansonsten kommt mir diese gewisse Unwilligkeit im mittleren Drehzahlbereich nicht unbekannt vor. Ich hatte lange und viel gesucht und gemacht, letztendlich habe ich ein stabiles Leistungsoptimum durch sytematisches Verändern der Düsen erreicht.

Mach mal versuchsweise die Bremsluftdüse eine Nummer kleiner. Das bewirkt, dass das Gemisch, unabhängig von der Gaspedalstellung ab etwa 2500 RPM beginnend, einen Tick fetter wird.

Das ist blitzschnell gemacht.

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

3

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Was sich während der Fahrt verklemmen und wieder lösen kann, ist die kleine Welle an welcher der Schwimmer des Vergaser hängt.

Ist der Starterzug so eingestellt,  das ZU auch nach dem Warm-/Heißfahren noch ZU bedeutet?

Ist der Motor sehr heiß, wenn der Wechsel von GUT auf SCHLECHT zu bemerken ist? Stadtverkehr --> Dampfblasen?

Viel Erfolg. Ich bin auf einer ähnlichen Suche.
Bei meinem Vergaser war allerdings fast jede Düse falsch.

Ich versuche derzeit eine 140er Hauptdüse und einen neuen Schwimmer nebst Welle.

Gruß

Michael

4

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Danke für die Hinweise, Michael und W. Frings!

Das Benzin wird es eher nicht sein. Der Unterschied ist zu signifikant, und beim letzten Übergang von "ganz gut" zu "sensationell" geschah das nach 2/3 einer Tankfüllung. Von benzinspezifischen "Ablagerungen" im Vergaser hab ich noch nie was gehört. Mit "Bremsluftdüse" ist die Leerlaufdüse gemeint? Die war auffälligerweise bei der letzten langen Fahrt mal plötzlich ganz zu: An Ampeln ging der Motor aus und hat im Schiebebetrieb gepatscht. Die Ursache war also rasch gefunden und behoben -- dennoch hat der oben genannte Qualitätsübergang dann noch 400km auf sich warten lassen.

Auch dem Tip mit dem klemmenden Schwimmerwellchen werde ich nachgehen. Hab ich immerhin noch nicht im Verdacht gehabt. Der Temperaturunterschied ist sehr gering; ich habe ohnehin keinerlei Hitzeprobleme. Das lästige Phänomen war in warmem und kaltem Zustand aufgetreten.

Also: Vergaser öffnen, Welle prüfen, reinigen. Wenn ich einen "rauchenden Colt" finde, geb ich natürlich Bescheid.

Herzlich Friedrich

Einen 32 PBIC würde ich übrigens folgendermaßen haben wollen, Ihr auch?:

Lufttrichter  26
Hauptdüse  135
Luftkorrekturdüse  190
Mischrohr  19
Leerlaufdüse  50
Leerlaufluftdüse  15
Starterkraftstoffdüse  125
Starterluftdüse  4
Pumpendüse  50
[Einspritzrohr  niedrig]
Beschleunigungspumpe  72
Einspritzmenge  1.0
Schwimmer 7,3g
Schwimmerstand  18mm +/- 1mm
Schwimmernadelventil  Durchm. 1,5

5

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Friedrich,

die Bremsluftdüse ist die Luftkorrekturdüse.

In Abweichung vom Original läuft mein überholter Perfo mit einer Bremsluftdüse von 185 und einer Hauptdüse von 145 ideal.

Allerdings habe ich anlässlich der Vergaserüberholung innen im Vergaser die Übergänge geglättet und den Mischrohrsteg tropfenförmig profiliert.

Tanke nur Ultimate 102, da (nur) das keinen Alkohol enthält.

Post's Anhänge

Anhang Symbol Frings 32710.jpg 302.84 kb, 125 Downloads seit 2011-05-31 

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

6

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Noch etwas:

In Deiner Vergaserauflistung steht u. a. Schwimmer >7,3g<. Das bezieht sich meines Wissens nur auf den kleineren Kunststoffschwimmer. Der große aus Messing muß 11 g wiegen.

Post's Anhänge

Anhang Symbol Frings 27554.jpg 400.74 kb, 143 Downloads seit 2011-05-31 

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

7

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Hallo Freunde des Vergasers, habe viele Jahre an meinem 32 PBIC herumgedocktort oder durch andere 32´er ersetzt. War für einen Normale auch im Flachland etwas schlapp. Seit ich einen 34 PBIC aufgestzt habe, läuft der Wagen fantastisch. ( Selbstverständlich komplett überholt)
Grüße aus Hamburg

8

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Ah, lieber Jörg Vowe, das ist interessant. Ich hab nämlich einen mittelprächtig überholten 34PBIC drauf, und wollte ihn durch einen 32er ersetzen, den ich von Vergaserbob aufmöbeln lassen wollte. Also lasse ich den wohl machen, aber sende dann sofort meinen 34er auch hin (auch wenn an dem die der-Choke-ist-ganz-reingeschoben-Begrenzer-Nase abgebrochen ist). Vornehm geht die Welt zugrunde!
Grüße aus Kassel, Friedrich

9

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Hallo TA Fahrer,

die 140er Düse musste ich wieder ausbauen.
Das Beschleunigen mit ganz geöffneter Drosselklappe war damit sehr ruckelig. Also wieder 135er Düse.
Damit ist der Wagen eigentlich fahrbar aber auch etwas zugeschnürt.

Anschließend den Ersatzschwimmer von Schäfer eingebaut (Messing 14g) und es ging etwas besser. Anscheinend verklemmt sich der Schwimmer in manchen Situationen (Bergauf und Vollgas) aber im Schwimmergehäuse, weil mein Vergaser nicht die beiden Stege aufweist, die den Schwimmer normalerweise etwas führen.

Also Präzisionswaage für schmales Geld gekauft und den originalen Plastikschwimmer gewogen. Ergebnis: gerade mal 6g der eigentlich erwarteten 7,3g.
Dann mit Lötzinn auf dem Blech des Schwimmers das Gesamtgewicht auf 7,0 gebracht.
Probefahrt mit widersprüchlichen Ergebnissen:
Mal Top, mal Mist.
Schwimmer raus und einfach mal die Fläche mit welcher das Blech des Schwimmers die Nadel nach oben drückt auf Hochglanz poliert. Die alte Nadel hatte sich hier minimal eingearbeitet.
UND SIEHE DA: Die Kiste läuft besser als je zuvor!

50km habe ich jetzt in dieser Konstellation gemacht und bin zufrieden. Mal sehen...

Gruß

Michael

10

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Auf die weiteren Erfahrungen mit Deinem Schwimmer, lieber Michael, bin ich neugierig. 50km ist ja schon was, aber meine Phänomene haben sich alle paar hundert km geändert. Ich hätte jedenfalls nicht so rasch an den Schwimmer gedacht; wenns mal wieder ruckelt, nehme ich ihn unter die Lupe. Herzlich Friedrich

11

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Im kommenden Veteran erscheinen diesbezüglich tiefgehende Erkenntnisse zu Problemen durch (nachgefertigte) Düsen und Schwimmer.

Post's Anhänge

Anhang Symbol Frings 32737.jpg 309.03 kb, 120 Downloads seit 2011-06-06 

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

12

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Hallo,

kennt jemand eine Quelle für Düsen in Originalqualität?

Ich suche eine "echte" 140 Hauptdüse und eine "echte" 185 Bremsdüse. Das wäre dann mein letzter Optimierungsversuch.

Im Sauerland komme ich lange Autobahnsteigungen mit 100 laut Tacho hoch. Mir fehlt zwar der Vergleich zu anderen TAs, aber ich bilde mir ein, dass da noch etwas gehen muss.

Ich hätte gerne noch etwas Reserve für Fahrten mit voller Beladung. Kolben und Laufbuchsen haben erst 20tkm runter...

Gruß

Michael

13

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

"lange Autobahnsteigungen" ist ein weiter Begriff. Aber das Sauerland ist nicht Holland -- wenn etwas, was man in Kassel "Steigung" nennt, von Dir mit Deiner Traction mit 100 km/h genommen werden kann, dann zieh ich a) den Hut und b) die Frage hervor, was für einen Motor und Vergaser Du hast. Einen 11D mit 34PBIC, auf einer Légère? Wenn Du mal durch Kassel kommst mit Deinem Wagen, dann meld Dich doch bitte: mail(at)kassel-wilhelmshoehe.de -- mein Wagen (55er BN, mit unoriginalem Perfo und derzeit 34PBIC) spürt Steigungen durchaus, wurde aber von Traxenkennern gefahren (Köhne, Eberli) und für gut befunden. Selbst finde ich, daß er abgeht wie jene Katze der Familie Schmidt, bin aber hoch voreingenommen.

14

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Tach Michael,

originale Solex Düsen/Teile bekommst Du über die Firma Küppers in Linnich.

Küppers hat damals die gesamten Restbestände von Pierburg/Solex übernommen.

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

15

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Hallo Friedrich,

die Kasseler Berge kenne ich ganz gut von Fahrten mit schlecht motorisierten Mietwagen. Sehr zäh das Ganze und jeglicher Beschleunigung extrem abträglich...
Das Sauerland fühlt sich irgendwie etwas weniger zäh an.
Mein Vehikel ist ein Legere mit einem überholten Perfo, einem Solex 32PBIC Nachbau aus Spanien, Standardübersetzung, kontaktgesteuerter Transistorzündung und Hochleistungszündspule. Für die Grundeinstellung des Vergasers benutze ich eine Colortune Zündkerze. Ich fahre 95er Super E5. Das Geschläuch ist auf alkoholfest umgerüstet. Vergaser und Pumpe hatte ich kürzlich auseinander. Bisher ist nichts angefressen. Manchmal kippe ich eine homöopathische Dosis 2-Takt Öl in den Takt. Vielleicht macht’s schön…

Sollte es mich mal mit TA nach Kassel verschlagen melde ich mich.

Hallo Werner,
danke für den Hinweis auf Fa. Küppers. Ich habe die Teile direkt angefragt.

Gruß

Michael

16

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Mist. Drei scharfe Kurven und dann steil bergauf führte wieder zu einer teilweisen Leistungsverweigerung. Jetzt muss ich nochmal im Tank nach Dreck suchen.

Gruß

Michael

17

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Halt uns auf dem Laufenden, ob Du Tankschmutz als Schuldigen dingfest machen kannst. Ich wundere mich ja auch immer wieder über unsichtbare Schmütze, die durch alle 4 Filter krauchen. Ich baue dann sauber aussehende Düsen aus, puste sie durch und es geht wieder. Mysteriös. Zwar schön, wenn es wieder geht, aber die Befriedigung von "Aufmachen, Zumachen, geht wieder"-Reparaturen ist einfach nicht so groß.

18

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Hallo Michael,hast du schon mal geprüft ob der Tank eine Belüftung hat.
Eventuell entsteht bei längerer Fahrt im Tank ein Unterdruck.Dadurch ein Kraftstoffmangel.Zu prüfen ist das einfach.Nach einer längeren öffnet man den Tankdeckel und achtet darauf ob ein saugendes Geräusch entsteht. Es strömt nun Luft in den Tank.

19

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Hallo,

wurde der Tank innen neu beschichtet ?   Selbst wenn er eine Entlüftung hat kann durch die Beschichtung dieselbe nun verstopft sein. Dieses ist in der Vergangenheit mehrfach vorgekommen.

Uwe

20 Zuletzt bearbeitet von Michael_SO_TA_22 (14.06.2011 22:00)

Re: Selbstheilungskräfte der Technik?

Hallo,

danke fürs Miträtseln.

Ich habe vor einiger Zeit ein 1mm Loch in den Tankdeckel gebohrt, um genau Das ausschließen zu können. Beim Öffnen des Deckels hatte es aber vorher auch nicht ansatzweise FUMP gemacht.

Ich habe mir jetzt eine elektrische Benzinpumpe bestellt.
Damit will ich einfach mal ein paar Stunden das Benzin im Kreis und durch ein Sieb pumpen. Das hat was von Goldschürfen...

Gruß

Michael