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Thema: Wieviel ist "selbstverständlich"

Guten Morgen Citroën-Gemeinde.
Heute möchte ich mal ein nicht-technisches Thema zur Diskussion stellen.
Nachfolgend eine - anonymisierte - Mail, die ich heute verschickt habe, um mein Gemüt etwas zu beruhigen. Ich bin gespannt auf Antworten.

Zitatanfang:
Guten Morgen Herr XXXXX,

Vor 10 Tagen sandte ich Ihnen eine recht umfangreiche Antwort auf Ihre Frage betreffend Citroën XXXX. Ausser mit einer Lesebestätigung haben Sie darauf nicht reagiert.
Mich erstaunt – und enttäuscht – immer wieder, wie selbstverständlich meine Hilfe in Anspruch genommen wird. Schätzungsweise die Hälfte der Oldtimer-Besitzer, die mir irgendwelche Fragen stellen, nehmen sich nicht die Mühe, mir ein Feedback zu geben.
Bei uns in der Schweiz wird man – auch heute noch – dahingehend erzogen, dass man “Bitte” und “Danke” sagt.
Ich sehe einen Unterschied, ob ich in einem Forum “freiwillig” meine Meinung zu einem Thema abgebe, oder ob ich – wie in Ihrem Fall – konkret persönlich angeschrieben und damit gewissermassen zu einer Antwort “genötigt” werde. (Obwohl ich es auch im Forum schätze, wenn ein Feed-back gegeben wird.)

Ich habe mir für die Antwort auf Ihre Frage rund eine halbe Stunde Zeit genommen. Gemäss meinem Tarif für Arbeiten an klassischen Citroën würde dies € 40 kosten, die ich Ihnen geschenkt habe. Ist es tatsächlich zuviel erwünscht, wenn ich wenigstens eine Antwort wie “Merci, hat geholfen” oder “Sorry, hat nicht geholfen, aber trotzdem vielen Dank” erwarte?

Es grüsst
Daniel Eberli

Zitatende

2 Zuletzt bearbeitet von Trax (18.02.2018 13:14)

Re: Wieviel ist "selbstverständlich"

Hallo Dani,

ja, ist so, kann ich auch bestätigen. Nimm's leicht...
(wobei, ich kann nicht beschwören ob ich nicht schon mal ne Antwort oder nen Dank verschwitzt habe.....)

Grüße
Thom

PS: sieht man sich in Reims?

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Re: Wieviel ist "selbstverständlich"

Hallo Daniel,

...und genau aus diesem Grunde habe ich mich schon vor geraumer Zeit aus diesem Forum verabschiedet. Anfangs habe ich auch versucht, auf diesem Wege den Fragestellern zu helfen. Ich kann schließlich aus 35 Jahren Traction-Schrauben einiges beitragen - was aber manchmal mit unqualifizierten Bemerkungen honoriert wurde.
Beispiele:
...ein Achskonus muss vor der Montage der Bremstrommel peinlichst gereinigt werden (Preßsitz)....
Antwort: ...auf jeden Fall ordentlich fetten, damit das nächste mal die Demontage auch ohne Abzieher funktioniert....
..oder: Einen Traction bitte nicht anschieben....
Antwort: Quatsch... Hab das schön öfter gemacht - da passiert nix...
(Ob dieser "Fachmann" allerdings überhaupt weiß, was ein Traction ist, wage ich zu bezweifeln)

In unserem Landesbezirk gibt es seit über 30 Jahren den "Schraubertag" wo wir unser Wissen an Interessierte weitergeben und dieses auch gerne angenommen wird.

Viele Grüße
Helmut

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Re: Wieviel ist "selbstverständlich"

Hallo

Ich möchte hier nochmals zum Ausdruck bringen wie wertvoll das Forum für einen Neuling ist, und  für mich im Jahr 2015 auch war. Ich war über die Tipps und Infos aus dem Forum echt froh es wurde mir in vielen Fällen geholfen. Es wäre
echt schade wenn das Forum auf echte Spezialisten verzichten muss, nur weil es schwarze Schafe gibt, wie überall im Leben.
Deswegen gib ich mir ja auch nicht die Kugel nur weil lauter Idioten außer mir rum laufen. ;-)  Wir Parasiten auf dieser Erdkugel sind schon ein komisches Volk. Jeder jammert darüber wie schlecht es ihm geht und er ausgenutzt wird. Vor 100 Jahren (da gab es mich noch nicht)  war der Zusammenhalt und die Nachbarschaftshilfe viel größer, weil jeder jeden gebraucht hat, da wurde nicht jede Minute in Geld aufgewogen. Ich habe auch Kunden die meine Zeit schätzen und andere die sie als selbstverständlich annehmen, das stimmt mich manchmal auch traurig, aber trotzdem freut es mich wenn ich Menschen helfen kann!

Gerade die Dankbarkeit ist eine Erscheinung des Alters und meist nicht der Jugend denke ich. Mein Vater hat mir mit 70 Jahren jeden Tag beim Rohbau meines Hauses geholfen hat - tiefe Dankbarkeit hat sich da aber auch erst später eingestellt.

Unsere Zeit misst alles in Geld - das ist nicht gut, denn Gesundheit und Glück kann sich davon keiner kaufen!

Darum schenke ich gerne etwas meiner Zeit her, es macht mir Freude wenn ich sehe wie jemand damit geholfen werden kann.

In diesem Sinne nehmt die positiven Erlebnisse mit und vergesst die schlechten. Ich hoffe ich treffe jemand von euch auf der Pannonia Classic in Illmitz, ich werde heuer die weite Reise wagen und hoffe mein Six bringt mich sicher wieder heim. Viktor hat mich überzeugt das es eine Reise wert ist, bin gespannt.

lg Thomas aus dem kalten Bregenzerwald

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Re: Wieviel ist "selbstverständlich"

Leider ein Zeichen unserer Zeit. Auf ca. 90 % meiner E-mails bekomme ich keine Rückmeldung (Dank oder Kommentar)
Lebt da noch irgend ein Mensch ? So langsam (oder schnell)
sehe ich unsere Kultur den Bach runtergehen !
Dennoch schönen Abend, Dieter

hoping for the best, expecting the worst !

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Re: Wieviel ist "selbstverständlich"

hallo Daniel,
leider ist es ein Zeichen unserer Zeit. Geiz ist Geil - hab ich gratis gekriegt.
Ein Beispiel aus meiner Motorradzeit: Ich half einem Jüngling, seine Zündung bei einer Ausfahrt wieder in Betrieb zu nehmen. Mit meinen Teilen. Er hatte gar nichts dabei. Nach etwa 1 Stunde stieg er aufs Motorrad und sagte: "Tschüß- ich fahr jetzt nochmal nach ..." Ich hatte den Anschluß an die Truppe verloren und das Grillen verpasst. So ist das nun mal. Helmut schreibt etwa das Gleiche.
Es sollte uns allerdings nicht davon abhalten unsere Erfahrung im Forum weiter zu geben, sonst stirbt es. Da Du allerdings auch von dem Thema lebst, würde ich für fachliche Auskünfte ein Honorar verlangen. Jeder Uhrmacher oder Elektriker verlangt erst mal Geld für einen Kostenvoranschlag. Natürlich hat man sich für einen Tipp zu bedanken und ggf. auch eine kleine Anerkennung zu geben.
Grüße aus Bingen am Rhein, Martin

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Re: Wieviel ist "selbstverständlich"

Hallo "Spezialisten",
wenn jemand hier im Forum fachlichen Blödsinn verzapft oder sich als Ignorant outet oder keine Umgangsformen hat, sagt er doch in erster Linie etwas über sich selbst aus. Mich kränkt er damit jedenfalls nicht.
Ich finde, solche Menschen benötigen doch gerade unseren fachlichen Rat und ändern sich erfahrungsgemäß am ehesten, wenn man Größe zeigt und ihnen besonders freundlich weiterhilft.
Ferdi

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Re: Wieviel ist "selbstverständlich"

"Da schaue ich gar nicht mehr rein", so die Aussage eines mir sehr wichtigen Vereinskollegen über dieses Forum. Da war ich echt erstaunt, fast schon erschüttert. Dieses Forum hat mir in den letzten fünf Jahren soviel weiter geholfen und ich nutze es auch sehr oft, um Lösungen für manche Probleme zu finden.
Dafür und für die Entdeckung echter Spezialisten bin ich äußerst dankbar (Gruß nach Rheinland-Pfalz!).
Umso mehr fällt mir auf, daß nach dem Rückzug einiger eifriger Teilnehmer aus diesem Forum es ziemlich dümpelt. Liegt das nur am Winter?

Den Daniel kann ich sehr gut verstehen. Soviel Respekt vor der Mühe eines Fachmanns kann man erwarten. Unbedingt!!!

Laßt wieder mehr Höflichkeit (eine urfranzösische Erfindung übrigens) walten -

viele Grüße, Sepp

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Re: Wieviel ist "selbstverständlich"

Hallo zusammen,
zunächst mal vielen Dank für die zahlreichen - ermutigenden und tröstenden - Wortmeldungen. Ich hoffe, die "schwarzen Schafe" lesen sie und ziehen die richtigen Schlüsse.
Tatsächlich wird mir auch öfters mal zum Dank eine Flasche Wein versprochen. Wenn ich die Jahre zurück denke, dann wäre ich wohl schon fast zum Alkoholiker geworden, wenn ich alle die Flaschen, die man mir versprochen hat, auch tatsächlich bekommen hätte... ;-)
Was den konkreten "Fall" betrifft, so hat sich der erwähnte Citroënist bei mir gemeldet, sich entschuldigt und glaubhaft gemacht, dass es nicht seine Absicht war, sich nicht bei mir zu melden. Ich habe die Entschuldigung akzeptiert und was diese Person betrifft, so bin ich versöhnt.
Leider wird die Bilanz, die mich zum Schreiben dieses Beitrages veranlasst hat, damit nur wenig aufgebessert...
Was die Anmerkung von Helmut betrifft, so stimmt es, dass die Restistenz von einzelnen Traction-Besitzer gegenüber guten Ratschlägen schon erstaunlich ist. Vielleicht bin ich immer noch zu sehr engagiert, sonst würde es mir nicht weh tun, wenn ich wieder mal ein Auto zu sehen bekomme, dessen Besitzer voller Stolz bei mir vorfährt und ich mir Gedanken machen muss, wie ich ihm beibringe, dass er sich - sagen wir mal - besser vor dem Kauf informiert hätte.
Letztendlich war das auch ein Teil der Motivation, meine Erfahrungen in meinem Repartur- und Service-Buch zu teilen.
Allerdings sehe ich auch da einen Unterschied, ob sich jemand in einem Forum wie diesem informiert und dann Ratschläge ignoriert, oder ob er sich konkret und direkt bei einer Person (z.B. bei mir) erkundigt - und dies trotz der Überzeugung, dass er es eh' besser weiss.
Obwohl: Es stimmt natürlich schon, dass sich die Bremstrommeln viel leichter abziehen lassen, wenn an den Konus einfettet. Es geht sogar oft (wie) von selbst..   :-(
In diesem Sinne:
Schönes Wochenende!
Daniel

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Re: Wieviel ist "selbstverständlich"

Hallo Zusammen !
Ich muß jetzt auch mal was sagen, Ich hab seit ich meinen zerfletterten 11er gekauft hab, hier soviel gelernt und erfahren. Ich wüsste nicht wo ich sonst all die Infos bekommen hätte. Aleine das ist schon an alle Wissenden ein dickes DANKE wert. Nochwas grunsätzlich wenn jede Restaurierung sich wirtschaftlich rechnen müsste währen viele unserer Autos nicht mehr auf dern Straßen, meiner ganz bestimmt nicht ! Mir Persönlich macht das schrauben einfach zu viel Spaß !
So BITTE last das Diskusionsforum nicht sterben.
Freundliche Schraubergrüße an alle Reinhard !!

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Re: Wieviel ist "selbstverständlich"

Daniel Eberli schrieb:

...
Obwohl: Es stimmt natürlich schon, dass sich die Bremstrommeln viel leichter abziehen lassen, wenn an den Konus einfettet. Es geht sogar oft (wie) von selbst ...   :-(

Der war gut! :-)
Ist machmal schon erschreckend wie unsere 11er repariert werden sollen. Letzes Jahr hatte ich meinen Bremstrommelabzieher ausgeliehen. Derjenige hatte dann bei mir angefufen, ob ich nicht noch einen "kleineren" Abzieher mit einem 17er Anschluß hätte. Größere Gabelschlüssel wie 17mm hätte er nicht und extra dafür einen 38er zu kaufen wäre ihm zu teuer. Ich habe ihn gebeten, den Abzieher wieder zurückzuschicken. Hat 4 Monate gedauert ... Schade.

12 Zuletzt bearbeitet von ricet barrier (30.03.2018 11:58)

Re: Wieviel ist "selbstverständlich"

Hallo und Grüss Gott an alle!

zunächst möchte ich dem Daniel Eberli danken, dass er dieses Thema so deutlich und direkt anspricht! höfliches Verhalten ist überall angebracht, überall dort wo Menschen kommunizieren. Wir Deutsche! neigen häufig zu ruppigen Umgangsformen - oder besser sind oft stoffelig in der einfachsten Weise miteinander umzugehen.

Das wird uns in der Schweiz oder in Österreich zurecht als "Befehlston" ausgelegt. An dem Ablegen desselbigen, sollten wir arbeiten!

Die Zauberworte Bitte, Danke oder könnten Sie so freundlich sein und... Würden Sie bitte... Sind wahrhaftig keine Romane die Zeit kosten um ein Gespräch einleitend zuführen.

Mit dem Hut in der Hand kommt man durchs ganze Land ... Sagte mein Großvater immer! Und dieser konnte mit jedem!

Also Kritik ist immer konstruktiv - denn sie beschaut Dinge aus einer anderen Sicht!

Gruss Ricet Barrier!