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Thema: Wechselintervall Getriebeoel

Hallo Werner,

in den alten Wartungsplänen der Traction wird für den Getriebeoelwechsel ein Intervall von 18.000 bis 20.000 angegeben. Da moderne Getriebeoele für sogenannte Lebensdauerschmierung, also für ein Vielfaches dieser Laufleistung eingesetzt werden, frage ich mich, ob damit nicht auch bei der Traction wesentlich längere Oelwechselintervalle möglich sind.

Was meinst du dazu?

Gruß, Ferdi

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Re: Wechselintervall Getriebeoel

Ich bin zwar nicht Werner, aber erlaube mir trotzdem meine Meinung zu äußern:

Ich habe einen Magneten an der Ölablassschraube und nach der Getriebüberholung zunächst in sehr kurzen Intzervallen gewechselt. Das letzte Mal nach 5000km. Es ist immer Abrieb am Magneten-wenn auch deutlich weniger werdend. Auch wenn das Öl noch "funktioniert": ich würde schon zu Kontrolle wechseln und um den Abrieb zu entfernen. Moderne, neue Getriebe erzeugen deutlich weniger Abrieb als unsere, mit gebrauchten Teilen aufgebauten..

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Re: Wechselintervall Getriebeoel

Hallo Pepe,
ich möchte auch mal Getriebeoelwechsel machen: Frage was für ein Oel soll ich nehmen?

Grüsse aus der Pfalz

Roland

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Re: Wechselintervall Getriebeoel

Hallo Roland,

ich verwende die Qualität GL4 und füge etwas MoS2-Getriebeoelzusatz hinzu. Das gibt's in kleinen Tuben und hat sich bei mir sehr bewährt, mein Getriebe ist noch nie überholt worden.

Noch zwei Tips: Um das Oel komplett abzulassen, reicht nicht die Ablassschraube, da im hinteren Differentialbereich des Getriebegehäuses immer noch eine ganze Menge verbleibt, die nicht ablaufen kann. Dies lässt sich aber mit einem dünnen Schlauch absaugen, welcher nur ziemlich umständlich durch die Ablassöffnung nach hinten durchgefummelt werden muss.

Außerdem empfiehlt sich dringend ein in die Ablassschraube eingesetzter Magnet, um den Metallabrieb unschädlich zu machen.

Ferdi

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Re: Wechselintervall Getriebeoel

N'Abend Ferdinand,

ich bin viel zu sehr in der Schmierstofffeinjustage involviert, um Deine Frage mit einem knappen Dreizeiler zu beantworten.

Die 'damaligen' Bezeichnungen von Schmierölen sind mit heute gleichlautenden Bezeichnungen nicht vergleichbar. Beispielsweise war in den 60-ern ein Hypoid-Öl nur etwa 40 % so stark addtitiviert wie ein heutiges 'Hyp'-Öl. Somit wäre ein heutiges Hypoidöl für den Traction ungeeignet. Ein damaliges hingegen durchaus geeignet. (Wurde z. B. in Ford Getrieben mit Frontantrieb vorgeschrieben; P 4, P 6)

Vereinfacht gesagt: Typische Getriebeöladditivierungen unterscheiden sich lediglich durch die Stärke. Ein Transaxle ist knapp doppelt so stark additiviert wie ein "normales" Getriebeöl, ein Hypoidöl nochmals doppelt so stark.

Da in einigen Werksempfehlungen für das Traction-Getriebe auch Hypoidöle angegeben wurden, spricht nichts dagegen, aktuell ein leicht legiertes Hyp-Öl zu verwenden. Ein Transaxle ist passend.

Ich persönlich habe, um beim warmen Getriebe das Ampelstartkratzen bei zu schnellem Einlegen des 1. Ganges zu vermeiden, ein SAE 140 mit ATF-Öl gemischt. Die Reibwerterhöher in ATF Ölen lassen die Synchronringe deutlich kraftschlüssiger greifen, die Hyp-Additive sorgen für verschleißärmeres Abrollen der Bogenverzahnung, und die höhere Viskosität sorgt für schnelleren Drehzahlabfall der Primärwelle. -

Zurück vom Kurzausflug in die Tiefe der Tribologie zu Ferdinands Frage:

Rein Schmiertechnisch betrachtet, langt ein modernes Getriebeöl in unserem Anwendungsfall theoretisch für 50.000 km/4 Jahre. Mehr ist im Traction nicht ratsam, das Getriebe läuft unter erschwerten Bedingungen (Temperatur).

Aber dennoch bleiben die Späne im Visier. Siehe Zwischenschreiber. Fe-Legierungen fischt der Magnet heraus, die beiden Buntmetalle Bronze und Messing hingegen nicht. Bei mir sitzt der Magnet übrigens nicht in der Ablaßbohrung, sondern in der des Einlasses, sodaß ich alle 2500 km bei der kleinen Inspektion kontrollieren kann.

Ich wechsle alle 20000 km. Geht innerhalb 20 Minuten, kostet wenig und ist der beste Weg, um Getriebe und Hinterkopf verschleißfrei zu halten.

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Wechselintervall Getriebeoel

Hallo Werner

und in welchem Verhältnis mischt du das 140iger mit ATF-Öl?

lg Thomas

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Re: Wechselintervall Getriebeoel

Hallo Zusammen,
Das Thema Additivgehalt wurde angerissen, aber nicht zu Ende geführt. Es wurde schon darüber diskutiert ob GL5 (hoher Additivgehalt wenig Verschleiß aber Buntemetallkorrosion) oder GL4 angesagt ist. Ich schließe mich da Werner an, der zuvor GL4 empfohlen hat, auch aus anderer Quelle ist dies bestätigt. Die Synchronringe kriegen unter GL5 Pittings (Praxishandbuch Öl, Oldtimer Markt).

Ich benutze mittlerweile für alle meine Fahrzeuge vollsynthetisches 75W90 GL4. An der Ampel dürfen sich die anderen Autofahrer in Geduld üben. Zur vollständigen Entleerung habe ich das Gehäuse unter dem Differential mit einem 4mm-Loch mit Gewinde  versehen.

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Re: Wechselintervall Getriebeoel

Tach Thomas.

Um exakt die Viskosität eines 80-er Getriebeöls mit oben beschriebener Sonderadditivierung zu erhalten, mischtst Du zu 1000 ccm SAE 80: 160 ccm SAE 140 GL 3 + 340 ccm ATF Dexron II. D.

Wenn Du das Getriebeöl wegen der Primärwelle dicker einstellen willst, verschiebst Du das oben genannte Verhältnis zu Ungunsten des SAE 80 zugunsten  zum 140-er.

Ein SAE 140 ist etwa um das Dreifache hochviskoser als ein SAE 80.

Falls Du nicht im Winter fährst kannst Du bis zu einem Teil ATF auf zwei Teile 140-er gehen.

Anmerkung: Das von Ferdinand erwähnte MoS2 ist ohne Zweifel prima, wird/wurde auch von mir in vielen Bereichen eingesetzt. In diesem Mischungs-Fall würde ich es nicht einsetzen, da es Schwefel enthält und zusammen mit dem ATF Buntmetall angreifen könnte.

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Wechselintervall Getriebeoel

Zunächst schönen Dank an Werner für die ausführliche und wie immer qualifizierte Info.

Dazu nur noch eine Ergänzung zum „Ampelstartkratzen“ bzw. der „Geduldprobe für andere Autofahrer“: Denn auch ohne spezielle Oelmischungen lässt sich mit ein wenig Übung allein durch entsprechende Schalttechnik der erste Gang absolut geräuschlos und genauso fix wie bei modernen Getrieben einlegen. Man muss nur einfach erst ganz kurz die Synchronringe des 2.Ganges touchieren, also den Schalthebel leicht in Richtung 2.Gang drücken, und anschließend flutscht der 1. Gang völlig geräuschlos rein.

Übrigens auch der 2. und 3. Gang flutschen leicht und geräuschlos mit Zwischenkuppeln beim Hochschalten, bzw. Zwischengas beim Runterschalten.

Viel Erfolg beim Üben. Ferdi

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Re: Wechselintervall Getriebeoel

Die Übung ist dermaßen im Rückenmark gespeichert, dass ich es vergessen hab zu erwähnen ;-)
Man darf sich letztendlich auch entscheiden, ob man dem Ausrücklager oder den Synchronringen mehr zumuten möchte.