N'Abend Ferdinand,
ich bin viel zu sehr in der Schmierstofffeinjustage involviert, um Deine Frage mit einem knappen Dreizeiler zu beantworten.
Die 'damaligen' Bezeichnungen von Schmierölen sind mit heute gleichlautenden Bezeichnungen nicht vergleichbar. Beispielsweise war in den 60-ern ein Hypoid-Öl nur etwa 40 % so stark addtitiviert wie ein heutiges 'Hyp'-Öl. Somit wäre ein heutiges Hypoidöl für den Traction ungeeignet. Ein damaliges hingegen durchaus geeignet. (Wurde z. B. in Ford Getrieben mit Frontantrieb vorgeschrieben; P 4, P 6)
Vereinfacht gesagt: Typische Getriebeöladditivierungen unterscheiden sich lediglich durch die Stärke. Ein Transaxle ist knapp doppelt so stark additiviert wie ein "normales" Getriebeöl, ein Hypoidöl nochmals doppelt so stark.
Da in einigen Werksempfehlungen für das Traction-Getriebe auch Hypoidöle angegeben wurden, spricht nichts dagegen, aktuell ein leicht legiertes Hyp-Öl zu verwenden. Ein Transaxle ist passend.
Ich persönlich habe, um beim warmen Getriebe das Ampelstartkratzen bei zu schnellem Einlegen des 1. Ganges zu vermeiden, ein SAE 140 mit ATF-Öl gemischt. Die Reibwerterhöher in ATF Ölen lassen die Synchronringe deutlich kraftschlüssiger greifen, die Hyp-Additive sorgen für verschleißärmeres Abrollen der Bogenverzahnung, und die höhere Viskosität sorgt für schnelleren Drehzahlabfall der Primärwelle. -
Zurück vom Kurzausflug in die Tiefe der Tribologie zu Ferdinands Frage:
Rein Schmiertechnisch betrachtet, langt ein modernes Getriebeöl in unserem Anwendungsfall theoretisch für 50.000 km/4 Jahre. Mehr ist im Traction nicht ratsam, das Getriebe läuft unter erschwerten Bedingungen (Temperatur).
Aber dennoch bleiben die Späne im Visier. Siehe Zwischenschreiber. Fe-Legierungen fischt der Magnet heraus, die beiden Buntmetalle Bronze und Messing hingegen nicht. Bei mir sitzt der Magnet übrigens nicht in der Ablaßbohrung, sondern in der des Einlasses, sodaß ich alle 2500 km bei der kleinen Inspektion kontrollieren kann.
Ich wechsle alle 20000 km. Geht innerhalb 20 Minuten, kostet wenig und ist der beste Weg, um Getriebe und Hinterkopf verschleißfrei zu halten.
Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner