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Thema: und noch einmal: welches Benzin?

Hallo Forum,

in der Suche habe ich http://forum.cvc-club.de/topic/2761/welches-benzin/ gefunden. Die Diskussion ist nun schon 5 Jahre alt. Aus dem Diskussionsfaden und anderen Quellen habe ich folgendes gelernt:

1.: E10 kommt nicht in Frage, da der Alkohol darin Buntmetalle und Dichtungen angreift.

2.: Super und Superplus haben beide 5% Alkohol, was nicht so schlimm ist.

3.: Additive sind nicht notwendig, da ja der Motor aus einer Zeit stammt, als Blei noch kein Thema war.

Aber: Was hat es mit dem "Russerservice" auf sich. Muss ich nun alle 30.000 km meinen Zylinderkopf reinigen und die Ventile einschleifen lassen?

Und was hat das mit den SuperSuper-Kraftstoffen (wie z.B. Ultimate) auf sich. Da sie keinen Alkohol enthalten sollen die Motoren ruhiger laufen? Merkt man das wirklich so deutlich? Ist doch sau teuer das Zeugs. Bei der schlappen Kompression unserer Autos ist das doch Perlen vor die Säue schmeißen, oder doch nicht?

Der Verkäufer meines BN (11D Motor) sagte, "der Vergaser ist auf Super Plus eingestellt, er habe das immer getankt und daher bräuchte man keine Additive". Aber ist das nicht Unsinn? Darin ist der gleiche Anteil Alkohol und nur die Oktanzahl ist höher. er hat den Wagen 5 Jahre so gefahren. Ist jetzt bald eine Zylinderkopfreinigung dran?

Ich bin verwirrt...

BN, Baujahr 1955, D-Motor
Das Auto berichtet: http://omi.11-cv.de

2 Zuletzt bearbeitet von Ronny (09.06.2015 22:13)

Re: und noch einmal: welches Benzin?

Hallo Ralf,

also Alkohol ist nicht gut für manche Benzinleitungen und Membranen in Vergasern oder Pumpen.
Aber da ja Quasi kein anderer Sprit in normaler Preislage mehr verfügbar ist nehmen wir das mal so hin.
Ob es jetzt wirklich noch darauf ankommt ob 5 oder 10 Prozent Alkohol enthalten sind sei mal dahingestellt, ich weiß es nicht mache mir aber keine Gedanken darüber.

Ich spiele viel mit der Zündverstellung, spüre sämtliche Auswirkungen in den verschiedenen Drehzahlbereichen, aber ich merke kein Unterschied bei verschiedenen Oktanzahlen.
Dann noch die schwache Verdichtung mitberechnet würde ich sagen auch hier ist der Traction anspruchslos.

ABER: Was man nicht direkt merken kann ist der Ventileinschlag wegen fehlendem Blei in den ungehärteten Zylinderkopf! Oder in ungehärtete Sitze im Zylinderkopf.
Solange ich meinen Z-Kopf noch nicht zur Revision hatte und für Bleifrei gehärtete Sitze einbauen hab lassen werde ich Bleiersatz zumischen!

Keine Panik wenn mal kein Bleiersatz da ist, dann passiert nicht gleich ein Schaden, aber auf Dauer vielleicht schon...So erlebt an einem 1977er C-Kadett!

Zylinderkopf entrußen? Ohne es genau zu wissen behaupte ich mal das dies bei einem guten Kerzenbild (Gemisch stimmt also) und dem heutigen Sprit egal welcher, nicht mehr nötig ist!!!

Und wenn doch, wie bitte sollte man das merken?! Wenn der Motor plötzlich mehr Leistung hat? (Verdichtung erhöht sich durch verkleinern des  Brennraum wegen Ruß?!)
Oder wenn der Motor nach dem abstellen nachdieselt? (durch glühenden Ruß im Brennraum) Dies halte ich für möglich, habe aber davon beim 11cv noch nichts gehört.

mfg Ronald

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Re: und noch einmal: welches Benzin?

Zu 1: Richtig, E10 verträgt sich nicht mit dem Metall der Reprogehäuse von Benzinpumpe und Vergaser (alte Gehäuse vertragens, weil heute Zink früher Alu oder so..) Zumindest ist diese These bisher unwidersprochen

Zu 2: Falsch. E5 ist paradoxerweise in obiger Hinsicht angeblich agressiver. Aus chemischer Sicht durchaus möglich obwohl ich es in diesem speziellen Fall nicht beurteilen kann.

Zu 3: Bleiersatzadditiv scheint mir Esoterik zu sein. Die Bleiverbindungen im Sprit verhinderten Ablagerungen von Abbrieb auf den Ventilsitzen und haben einen sehr günstigen Einfluss auf den Verbrennungsverlauf. Das wird aber durch andere Additive, die bereits im Sprit enthalten sind ausgeglichen. Es gibt keine Studie, die die Wirksamkeit bzgl. Lebensdauer der Ventile belegt.

Wenn Du trotzdem E10 fährst, brauchst Du eine größere Hauptdüse, weil der Luftbedarf von E10 geringer ist (Ich glaube 140 statt 135 war empfohlen, steht hier irgendwo). Ansonsten Gefahr zu heißer Verbrennung wegen Abmagerung. Bei Super Plus = E5 ist dieser Aspekt vielleicht vernachlässigbar. Darauf beruht wohl die Aussage des Vorbesitzers.

Die Oktanzahl kannst Du vernachlässigen, alle modernen Benzine haben weit höhere Klopffestigkei als frühere Treibstoffe. Alles mit mehr als 80 ROZ ist ausreichend (bei 12° Frühzündung statt vorm Krieg 8° Frühzündung). Klopffestigkeit historisch: http://motorlexikon.de/img.php4?fotos/gross/K/K208.jpg

Aral Ultimate enthält nach meinem Kenntnissstand keinen Alkohol. Daher füttere ich DS und Traction damit um die Gefahr von alkoholbedingten Schäden auszuschließen. Schließlich wirken sich Alkohol und erhöhte Wasserkondensate auch schädlich auf die Eigenschaften des Motorols aus, ein weiterer Grund für mich dem Alk aus dem Weg zu gehen. Ich weiß nicht die Ölhersteller mittlerweile reagiert haben. Stand 2009: http://mighty-hoernsche.de/mono_jetroni … hleiss.pdf

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Re: und noch einmal: welches Benzin?

Hallo nochmal,

Vergaser kann man übrigens weder auf  Oktan, noch auf Blei und nicht auf Alkohol einstellen. (OK, bei zuviel Alkohol etwa bei E85 muss man fetter stellen, bzw Düsen wechseln)

-für Bleifrei: Ventilsitze (müssen für Bleifrei härter sein)

-für Oktan: Zündung (schätze das man beim Traction am Amarturenbrett von 75 bist 85 Oktan einstellen kann)

-für Alkohol: Schläuche, Membranen in Pumpen und Vergasern, alle Teile (Buntmetalle?)  müssen durch Alkoholbeständige ersetzt werden.

mfg Ronald

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Re: und noch einmal: welches Benzin?

Guten Abend zusammen
m.E. war verbleites Benzin erst ab ca. 1952 erhältlich. Die Perfo-Motoren wurden vor diesr Zeit entwickelt.
Ich fahre  ein 11BL mit einem 11D Motor seit 1976 mit unverbleitem Benzin und ohne Additive bisher ohne Probleme.
Wichtig ist die regelmässige Kontrolle der Ventilspiele ...
Freundliche Grüsse
François de Berne

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Re: und noch einmal: welches Benzin?

Danke für eure Rückmeldungen.

Ich werde also ganz normales Super jedoch kein E10 und ohne zusätzliche Additive fahren.

Als nächstes muss ich dann lernen, wie ich das Ventilspiel überprüfen und ggf. einstellen kann.

Mit dem Wagen habe ich die Unterlagen meiner Vorbesitzer mit allen Rechnungen bis zurück ins Jahr 1982 bekommen. Da habe ich noch nichts von einer Motorrevision gesehen. Also kann es mich durchaus in den nächsten Jahren erwischen, dass ich da was machen muss. Dann lasse ich den Ventilsitz härten und bin ganz aus dem Schneider. Mit etwas Glück, dauert das aber noch lange :-)

Gruß,
Ralf

BN, Baujahr 1955, D-Motor
Das Auto berichtet: http://omi.11-cv.de

7 Zuletzt bearbeitet von Ronny (10.06.2015 22:24)

Re: und noch einmal: welches Benzin?

Hallo François,

würdest du uns noch die KM seit 1976 mitteilen?

Wenn mehr als 60.000 gefahren wurden würde ich in Zukunft den Bleiersatz auch weglassen.

mfg Ronald

8 Zuletzt bearbeitet von Ronny (10.06.2015 22:20)

Re: und noch einmal: welches Benzin?

aber da fällt mir ein das es 1976 und noch fast 10 Jahre Später gar kein bleifreies Benzin gab?!!!!


mfg Ronald

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Re: und noch einmal: welches Benzin?

Hallo nochmal,

ich hab es ergoogelt:

In München nimmt Oberbürgermeister Erich Kiesl 1983 die erste deutsche Zapfsäule für bleifreies Benzin in Betrieb (Quelle: dpa)

mfg Ronald

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Re: und noch einmal: welches Benzin?

"Ich werde also ganz normales Super jedoch kein E10 und ohne zusätzliche Additive fahren."

Enthält aber bis zu 5% Ethanol und ist wahrscheinlich genauso schlimm.

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Re: und noch einmal: welches Benzin?

Fast alles um den 11 CV herum ist hier im Forum nachlesbar.

Wer ohne Alkohol sein Auto steuern möchte, wird, wenn er hier die Suche bemüht, mit 'Ultimate 102' fündig werden.

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: und noch einmal: welches Benzin?

Ich habe einmal das große Netz mit einer bekannten Suchmaschine befragt. Dabei bin ich auf den folgenden Artikel gestoßen:
http://www.oldtimer-markt.de/sites/defa … 7_2014.pdf

Aus meiner Sicht beantwortet der alle meine Fragen. Ich bleibe also bei E5, lasse nur das plus weg :-)

Gruß,
Ralf

BN, Baujahr 1955, D-Motor
Das Auto berichtet: http://omi.11-cv.de

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Re: und noch einmal: welches Benzin?

In dem besagten Artikel steht, was ich hier versuche klarzumachen :

„Bei geringer Alkoholbeimischung ist die Aufhebung der
Wasserstoffbrücken-Bindung ein Problem,
das bei steigendem Ethanolanteil wieder
nachlässt. Auch deshalb ist E10 bei längeren
Standzeiten weniger heikel"

E5 ist mindestens genauso schlecht wie E10 und wer ohne Alkohol fahren will braucht Ultimate 102. Alle anderen Spritsorten enthalten bis zu 5% Alkohol!

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Re: und noch einmal: welches Benzin?

Hallo Pepe,

ich hab doch nicht gesagt, dass Du E10 oder E5 tanken müsstest ;-). Für Dich gibt es ja Ultimate.

Dein Zitat ist aber schon sehr aus dem Zusammenhang gerissen. Der Tenor des Beitrages lautet eher: Bleib bei dem Sprit, den Du immer genutzt hast, weil sich bei unterschiedlichem Ethanolanteil unterschiedliche Gleichgewichte im Sprit-Ökosystem einstellen. Schädlich sind die stetigen Änderungen dieses Gleichgewichtes und nicht der Ethanolanteil an sich. Also bei Dir, Pepe, solltest Du demnach bei Umltimate bleiben.

Mein Auto hatte immer E5 bekommen, also bleibe ich dabei, bis ich soweiso einmal größere Austauscharbeiten machen muss. Dann könnte ich mir das noch anders überlegen.

Gruß,
Ralf

BN, Baujahr 1955, D-Motor
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15 Zuletzt bearbeitet von W. Frings (14.06.2015 23:09)

Re: und noch einmal: welches Benzin?

Tach miteinander.

___<Bleib bei dem Sprit, den Du immer genutzt hast, weil sich bei unterschiedlichem Ethanolanteil unterschiedliche Gleichgewichte im Sprit-Ökosystem einstellen. Schädlich sind die stetigen Änderungen dieses Gleichgewichtes und nicht der Ethanolanteil an sich.>

>>>Was für ein physikalischer Dilettantismus! Es gibt kein sich anpassendes "Ökosystem" bei Motorkonstruktionen für einen bestimmten Energieträger. Maschinen passen sich auch nicht an die Gewohnheiten des Fahrers an. Bei einer Maschine gibt es somit kein sich entwickelndes Gleichgewicht, sondern nur das, wofür die Konstrukteure sie ausgelegt hat.

Ethanolzusatz hat nur politischen Sinn - genauer gesagt, Unsinn -; aus der Sicht des Technikers sind diese Kraftstoffe kontaminiert.   


___<Mein Auto hatte immer E5 bekommen, also bleibe ich dabei,>

>>>Das hat es ganz gewiß nicht!

Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: und noch einmal: welches Benzin?

Hallo Rallek,
da ist nichts aus dem Zusammenhang gerissen: E5 ist schlimmer als E10. So steht es doch in dem Beitrag. Was das Ökosystem angeht, so wird da von der Molekültaustauscherei im Gummi schwadroniert..naja und selbst wenn: die drei Spritleitungen der Traction sind doch in 5 Minuten gewechselt und sollten nicht das Problem darstellen.

Die Gefahren vom Alkohol im Sprit sind genannt und bekannt. Der alkfreie Sprit kostet aktuell 5% mehr als E5. Mehr muss man nicht hinzufügen.

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Re: und noch einmal: welches Benzin?

Oh, hab ich irgendwie gegen die Netikette des Forums verstoßen? ich hoffe nicht. Wenn Doch, es war keine Absicht.

@Werner:
Zum Thema "physikalischer Dillitantismus": Ich bin Werkstoffingeneur. Daher kann ich das sehr wohl beurteilen. Es geht hier nicht um einen physikalischen Effekt, sondern um einen chemischen. Es geht in erster Linie um das Vermögen eines Stoffes, einen anderen zu lösen. Ist die Lösung gesättigt, kommt die Mischphase. Sind mehr als zwei Stoffe beteiligt, wird das Schaubild deutlich komplexer, es bilden sich in der regel verschiedenste Mischphasen.

In unserem Falle geht es darum, wieviel Alkohol und wieviel Benzin in den organischen Materialien, wie Dichtungen und Schläuchen, gelöst werden kann. Es ist also ein System mit mehr als zwei Stoffen (Alkohol, Benzin, Gummi, Weichmacher, ...). Diese Stoffe bedingen einander und stellen ein Gleichgewicht her. Das ist durch eine Volumenveränderung sichtbar. Das haben die Konstrukteure bereits berücksichtigt. Das meinte ich mit "im Ökosystem stellt sich ein Gleichgeicht ein.

Ein zweiter Effekt greift dazu überlagernd. Jedes Mal wenn sich die Verteilung der beteiligten Stoffe ändert, startet der Quellvorgang neu. Ein neues Gleichgewicht stellt sich ein. Besonders die Weichmacher werden dadurch immer weniger in den Polymeren enthalten sein. Dichtungen und Schläuche werden spröder und dadurch leichter undicht. Ergo: Der ständige Wechsel sorgt für die Versprödung, nicht der eine oder der andere Sprit.

@Pepe:
Du zitierst genau die Passage, wo es um einen Langzeittest geht. Ein Jahr steht das Benzin, wird nicht geschüttelt und gerührt. Dadurch entmischt sich das Benzin (es altert). Alkohol hat die Eigenschaft, Wasser(-dampf) zu lösen. Dieses Wasser hat den Effekt in der zitierten Passage des Beitrages ausgelöst. An anderer Stelle steht aber auch, dass keinerlei Schäden an Fahrzeugen allen Alterststufen festgestellt wurden, die auf E10 zurückzuführen sind.

@Interessierte Leser:
das steht alles in dem Artikel drin. Ich habe einige Aussagen mit Fachliteratur verglichen. Für mich ist der Artikel der Oldtimer Markt die Beste Zusammenfassung zu dem Thema, die ich im großen Internet finden konnte. nachdem ich mich nun mit dem Thema eingehend beschäftigt habe, ist meine Eingangsfrage für mich geklärt.

Gruß,
Ralf

BN, Baujahr 1955, D-Motor
Das Auto berichtet: http://omi.11-cv.de

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Re: und noch einmal: welches Benzin?

Zitat Markt: "...gab es stellenweise Korrosionsspuren am Vergasergehäuse. Auch dafür hat Wolfgang Dörmer als Chemiker eine Erklärung: „Bei geringer Alkoholbeimischung ist die Aufhebung der Wasserstoffbrücken-Bindung ein Problem, das bei steigendem Ethanolanteil wieder nachlässt. AUCH deshalb ist E10 bei längeren Standzeiten weniger heikel""

AUCH Standzeiten sind ein Problem, es geht vorher um Korrosionsspuren am Vergasergehäuse. Es handelt sich wahrscheinlich um unlösliche Zinkverbindungen, die einem das System verstopfen können. Werner hatte solche Ablagerungen im Benzinpumpengehäuse für das Forum fotografisch dokumentiert. Alleine dies sollte Grund genug sein den Alkohol zu meiden.

Die technischen Beiträge in der Markt sind mir oft zu oberflächlich und manchmal einfach falsch. Da wird nebulös behauptet, dass Super Plus Sorten wohl keinen Alkohol enthielten oder besser ausgedrückt: die Wahrscheinlichkeit besteht, dass sie keinen Alkohol enthalten. Das ist doch keine Aussage! Das ist Verkaufsförderung eines teuren Treibstoffs, der hochwahrscheinlich trotzdem (eine unbekannten) Anteil Ethanol enthält und somit keinen Mehrwert für uns darstellt.

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Re: und noch einmal: welches Benzin?

Hallo zusammen,

wie schon beschrieben wurde ist verbleiter Sprit eine Erfindung aus der Zeit nach dem Aufkommen des Prefo-Motors.

Unser 11er hat seit seiner technischen Überholung im Winter 83/84 über 300.000 Kilomter gesammelt. Seit es nur noch bleifrei gibt rollt er damit und das absolut problemlos. Mit Abschaffung des Normalbenzins ist er mit Superbenzin ohne Änderungen am Motor, der Motor- Zünd- oder Vergasereinstellung und vor allen Dingen ohne Zusätze unterwegs.

Ölfingergruß
Stephan