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Thema: Immer wieder Fragen zum Thema Bremstrommeln abziehen

Nach 40.000 km ist es nun an der Zeit, die Belagstärken zu kontrollieren. Ich bekomme aber die Trommeln vorne nicht ab. Der abgebildete Abzieher wurde vom Vor-Vorbesitzer nachgefertigt, wurde aber augenscheinlich nie benutzt. Einen Originalabzieher habe ich noch nicht in der Hand gehabt, somit kann ich den vorhandenen nicht vergleichend beurteilen.

Die rechten Halbschalen sind vermutlich für größere Trommeln (Six?) gedacht.

Jedenfalls löst sich die Trommel auch mit rohem Schlagschraubereinsatz nicht.

Ist an dem Ding etwas falsch? Vom logischen Aufbau her sollte er funktionieren, und falsch ansetzen kann man das Ding ja auch nicht.

Vielleicht fällt jemandem etwas dazu ein?

Dank vorab.

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Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Immer wieder Fragen zum Thema Bremstrommeln abziehen

Hallo Werner,
ich schicke Dir mal anliegend die Zeichnung eines funktionierenden Abziehers, damit Du insbesondere die Vermaßung der an der Bremstrommel angreifenden Kontur vergleichen kannst.
Außerdem ist das vorgeschriebene Anzugsmoment von 30 mkg = 300 Nm ! zu bedenken. Da dürfte ein normaler Schlagschrauber nicht reichen, sondern da ist ein langer Hebel und Körpergewicht gefragt, bis sich bei der Demontage die Chose mit einem lauten Knall löst.
Bei der Montage improvisiere ich übrigens immer mit einem 1 Meter langen, waagerecht angesetztem Hebel und einer an dessen Ende angesetzten mechanischen Personenwaage für die 30 Kg.
Viel Erfolg, Ferdi

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Re: Immer wieder Fragen zum Thema Bremstrommeln abziehen

Hallo Trommler,
40 000 km, ohne zu wissen wie die Bremse innen aussieht, ist schon sehr mutig!
Also der abgebildete Abzieher sieht soweit gut aus. Der linke Teil ist für die Bremstrommel. Die dünneren, rechten Halbschalen zum Ausziehen der vorderen Rillenkugellager. Diese schauen um Rillenbreite aus dem Lager und können so ausgezogen werden. Dann sitzt dahinter der Abstandskonus und das zweite Lager. die Originalbreite dieser Lager ist 17mm. Da ist es besser man montiert die 19mm breiten Kugellager, was aber zur Folge hat, dass man den Abstandskonus verkürzen muss. Die breiteren Lager haben eine breitere Auflage und arbeiten sich nicht so in die Lager ein. Doch das jetzt nur so nebenbei. Also nichts mit 15er.
Zurück zur Bremstrommel: Den Splint ziehen und die Mutter runter schrauben. Ist diese Mutter leicht zu entfernen, war sie entweder nicht richtig montiert oder der Konus/das Gewinde hat nachgegeben. Jetzt die Spindel des Abziehers ganz zurück drehen, dann anlegen und die massiven Halbschalen auflegen (sie greifen in die dicke Rille der Trommel) , nun den Haltering überstülpen und die Spindel auf Druck drehen. Jetzt mit einem längeren und stabilem Flacheisen über die Radschrauben oder einem Schlüssel auf den Sechskant des Abziehers einen Gegenhebel bilden und dann mit viel Schmakes die Spindelschraube eindrehen. Jetzt muss sich die Trommel lösen, wie schon gesagt, meist mit einem lauten Knall. Manchmal muss man auch mit einem Hammerschlag auf den Spindelkopf ein wenig nachhelfen. Doch da aufpassen, ein zerschlagener Sechskant verhindert das Aufsetzen einer Nuss oder sonstiger Schlüssel!
Bei der Wiedermontage auf saubere Konusse achten, einen einwandfreien Keil einlegen und alles sollte absolut fettfrei sein. Die Trommel mittels des Flacheisens halten und die Mutter mit einem passenden Drehmomentschlüssel mit Nuss wieder anziehen. Ein Schlagschrauber hat dort nichts zu suchen!

Viel Spaß
Ulrich

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Re: Immer wieder Fragen zum Thema Bremstrommeln abziehen

Standzeiten von Trommelbremsen liegen weit jenseits der 40.000 km.
Wenn das Bremsverhalten i.O. war und rückseitig der Ankerplatten alles trocken ist sähe ich da auch keinen Handlungsbedarf vor 40. 000 km nachzusehen
Gruß Edwin

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Re: Immer wieder Fragen zum Thema Bremstrommeln abziehen

Hallo Edwin,
wenn jemand nicht mit dem Abzieher der Bremstrommeln klar kommt, hat bisher an das Auto ein sogenannter Schrauber des Vertrauens Hand angelegt. Vertrauen ist gut, Kontrolle besser!
Die Bremsen des 11CV sind genau so alt wie das Auto selber und mit heutigen Anlagen nicht zu vergleichen. Es gibt da keine schwimmenden Bremsbacken, die Beläge sind unterschiedlich und genietet. Die Einstellung ist nicht ganz einfach, auch die Bremstrommeln sind mit Vorsicht zu händeln.
Also einige Gründe der Wartung Aufmerksamkeit zu schenken.

Auf immer gutes Anhalten
Ulrich

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Re: Immer wieder Fragen zum Thema Bremstrommeln abziehen

<<<40 000 km, ohne zu wissen wie die Bremse innen aussieht, ist schon sehr mutig!>>>
___Nein, ist es nicht, wenn die Bremse stets gut gewartet wurde. Bremszylindermontage sorgfältig mit ATE-Paste, kein Silikonöl sondern - wie vorgegeben - Polyglykol, damit das Wasser gebunden wird, und jährlich die Bremsflüssigkeit erneuern, das ist das Maß der Dinge. Bremsen nachstellen ist nicht der Rede  wert, das kann jeder Friseurlehrling bereits im 1. Jahr.  ---

Ich habe den Hinweis von Ferdi mutig befolgt und einen Meterhebel angesetzt. Nach fest kommt los - beim Trommelabziehen ausnahmsweise gewünscht. In diesem Falle löste sich allerdings das Gewinde des Abziehers auf, und und die Trommel blieb, wo sie saß, nämlich fest. Da hat sich jemand sehr viel Mühe für den engtolerierten Eigenbau gemacht und offenbar nur Weicheisen genommen.

Heinz Scheuer hat mir dann das abgebildeten 4 1/2 kg Monstrum geliehen, dessen Hauptproblem für mich darin bestand, erstmal den notwendigen 41-er Gabelschlüssel zum Gegenhalten aufzutreiben.

. . .

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Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

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Re: Immer wieder Fragen zum Thema Bremstrommeln abziehen

. . .

Die Bremse zeigte sich nach dem Entstauben picobello. Auch unter den Staubmanschetten ist es knochentrocken. Die nutzbare Belagstärke oberhalb der Nieten liegt zwischen 1,6 und 3 mm. Also noch etwa 20.000 km, bis neue Beläge fällig sind.

Da hat Edwin mit seiner Anmerkung bezüglich Laufzeiten recht.

Danke an Ferdi für seinen guten Rat, insbesondere der Tip mit der Personenwaage ist viel wert. Danke an Heinz für den Abzieher. Danke auch an René für das Leihen des passenden Werkzeugs, das eher in einer Lokomotivschlosserei benötigt wird.

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Technische Grüße vom Aachener Rand,
Werner

8 Zuletzt bearbeitet von Spitzkühler (25.05.2013 16:56)

Re: Immer wieder Fragen zum Thema Bremstrommeln abziehen

Hallo Bremser,
das sieht ja garnicht so schlecht aus. Der Simmering hat dicht gehalten und der Bremszylinder auch, was will man mehr.

Das Einstellen der Bremse würde ich nicht einem Friseurlehrling überlassen! Da gibt es eine Lehre (Grobeinstellung) zum Einstellen und Schlitze in den Bremstrommeln zum Kontrollieren, für die mechanische Höhe der Bremsbacken in der Bremstrommel zwei Exenter unten und für den Abstand zur Trommel zwei Exenter auf etwa halber Höhe. Daran sieht auch der Laie, dass ein Friseurlehrling wohl leicht überfordert wäre.

Wenn jetzt alle 4 Bremsen so aussehen wie auf dem Foto, kann der 11er-Treiber sich beruhigt in den Verkehr (auf der Straße) einreihen.

Ob Bremszylinder oder die unteren Bremsbacken-Lager einwandfrei funktionieren, sollte man bei dieser Kontrolle mit abgenommener Bremstrommel auch überprüfen. Dazu braucht man einen Helfer, der das Bremspedal leicht (ganz kurzer Hub) betätigt und man selber die Beläge beobachtet, ob sie gleichmäßig ausfahren und sich dann auch genau so wieder zurück bewegen. Hier darf nicht der normale Arbeitsweg der Zylinder überdrückt werden, da die Manschetten dabei beschädigt werden können.
Bei dieser Prozedur, jede Bremse "einzeln" prüfen!
Es langt für die Sicherheit ein loses Auflegen der losen Bremstrommeln an den drei anderen Radlagern.
Diese Kontrolle zeigt Schwergängigkeit der Bremsbacken und Bremskolben sowie zugewachsene Bremsschläuche auf.

Das gute Bild in den Bremstrommeln kommt nicht nur von jährlich gewechselter Bremsflüssigkeit bei nicht geöffneter Anlage, sondern von pfleglicher Behandlung des Wagens,--- kein Winterbetrieb, wenig Regenfahrten usw.
Zur nicht geöffneten Anlage: In den Bremszylindern bleibt beim Tausch der verbrauchten Bremsflüssigkeit immer ein Rest im Zylinder, da gibt es keinen Austausch, auch die Paste ist durch Wasser und Schmutz verbraucht und gammelt! Die gute Wartung ist nicht der alleinige Austausch der Flüssigkeit, sondern ein Zerlegen und Reinigen der Anlage, sowie eine Wiedermontage wie beim ersten mal!
Da es Schwierigkeiten mit dem Abziehen der Bremstrommel gab, war der Service wohl bloß eingeschränkt durchgeführt worden.
 
Der Gammel in den Zylindern und Bremstrommeln entsteht durch Wasser (Luftfeuchtigkeit) und Schmutz! Das sind  eingedrungener Straßenschmutz und Belagabnutzung!
Der von außen kommende Einfluss kann durch Wasserfahrten oder auch durch Hochdruckreinigung verursacht werden. Da kann man vorbeugend handeln. Luftfeuchtigkeit ist immer da, es sei denn man bewegt sich in der Wüste, da gibt es dann viel Sand.

Auf ein immer rechtzeitiges und gutes Anhalten
Ulrich

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Re: Immer wieder Fragen zum Thema Bremstrommeln abziehen

Hallo,

Wäre es möglich, das mir jemand einen Bremstrommelabzieher für vorne ausleiht ????

Natürlich gegen Kostenerstattung !

Vielen Dank im voraus !

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Re: Immer wieder Fragen zum Thema Bremstrommeln abziehen

Hallo zusammen,
ich mache leider bei meinen Kursen sowie an Kundenautos immer wieder die Erfahrung, dass die Bremsen vernachlässigt oder - noch schlimmer - ohne die nötigen Fachkenntnisse bearbeitet werden.
Die Aussage von Edwin, dass das Bremsverhalten Zeugnis für einen guten Zustand der Bremsen ist, kann ich nicht bestätigen, zumindest nicht, wenn man dies nur auf der Strasse überprüft. Ein Bremsprüfstand könnte wohl Hinweise liefern, aber wer hat den schon? Stellt man auf der Strasse Differenzen fest, ist es in der Regel bereits zu spät, will heissen, eine kostspielige Gesamtüberholung ist angesagt.
Wie Kollege Frings richtig feststellt, ist es Voraussetzung, dass die Bremsflüssigkeit regelmässig und verhältnismässig häufig gewechselt wird. Leider wird dies fast ebenso regelmässig vergessen...
Ulrich hat die Problematik sehr schön beschrieben. Leider verlassen sich zu viele auf ihre Hupe und ihre Versicherung, sind sich dies in der Regel aber nicht bewusst...
Also: Kontrolle ist eindeutig besser!
Siehe auch:
www.tractionavant.ch/Berichte/Technik/bremsen/wartung.php
Daniel Eberli